Apport

 

Einleitung

Apportschritte, Erläuterungen der einzelnen Videobilder I – IX

 

Einleitung

 

Mit diesem Video möchte ich noch einmal aufzeigen, wie einfach und damit angebracht es ist, einen sehr jungen Hund frühzeitig an das weite Feld des Apportierens heranzuführen. Vorweg: Auch wenn viele meinen, diese Arbeit des Hundes auf Dauer nicht richtig nutzen zu können, ist sie für einen Vollgebrauchshund wie den Deutschen Wachtel unverzichtbar. Es gibt vergleichsweise keine bessere Möglichkeit, intensiv mit dem Hund zu arbeiten und damit eine dauerhafte Bindung aufzubauen, wie die Abrichtung im Fach Apport. Wenn auch die Schweißarbeit eine exzellente Schulung und damit auch ein Zusammenwachsen von Führer und Hund beinhaltet, gewährleistet die Konsequenz und die damit verbundene mehr oder weniger starke (je nach Führer und Hund) Druckausübung anlässlich der Apportschulung eine optimale, andauernde Erziehung und Unterordnung, von der beide – Führer und Hund - ein Hundeleben lang profitieren.

Pelle („Bulli“) ist auf den hier gezeigten Aufnahmen fünf Monate alt. Die Bilder zeigen eine relativ ausgereifte Apportdressur, die aus Sicht vieler Hundeführer ungewöhnlich früh begonnen wurde (mit drei Monaten). Ich versuche immer wieder zu beweisen, wie einfach und mit wie wenig Druck – allerdings mit viel Konsequenz – diese wichtigen Schritte erledigt werden können. Es macht mich inzwischen ärgerlich, mit wieviel Ignoranz diesen Erfolgen begegnet wird. Wiedermal ist mit „Bulli“ bewiesen, wie zwanglos und freudig die Arbeiten von einem jungen Hund bewältigt werden. Selbstverständlich hat sie parallel zur Abrichtung lange Phasen der Ruhe, des Spielens, des Stöberns und der Freude auf Spur und Fährte, bzw. am gestreckten Wild. Also ein ausgefülltes Jugenddasein, welches wenige Minuten am Tage Abrichtung und Arbeit beinhaltet. Kann das schaden? Was kann es nutzen? Wer sich diese Bilder ansieht, findet die Antworten selbst!

Ich möchte hier vor allem dem unerfahrenen Führer Möglichkeiten aufzeigen, das Apportieren zu automatisieren. Die einzelnen Schritte zum Apport werden auf meiner Homepage unterSchritte zum Apport“ beschrieben.

Bulli ist 5 Monate nach der Geburt nervlich stark gefestigt. Während ihr Vorgänger und Halbbruder Schimanski (Schimanski und „Schimanski Apport“) zur gleichen Zeit ein temperamentvoller „Kracher“ war, ist sie die Ruhe selber. Er, damals stürmisch und draufgängerisch, sie heute abwartend - um sich dann zu entfalten. So ist sie extrem gut lenkbar.

Jeder kann sich selber ein Urteil darüber machen, ob dieser noch nicht sechs Monate alte Hund einen „überarbeiteten“ oder verschüchterten Eindruck macht!

Alle Ausbildungseinheiten sind über Jahre gewachsen und gefestigt. Der von mir ausgerichtete Führerlehrgang findet seit mehr als 20 Jahren statt. Durch die Teilnahme einer Vielzahl von Hunden konnten die Abrichtungsschritte ständig verfeinert werden. Der Kurs beginnt Anfang April. In der Regel sind die Hunde über dieses Verfahren Ende Juni prüfungsfertig. In den Monaten Juli und August  werden die Hunde noch individuell entspannt weiter trainiert, so dass sie im September gut abgesichert in den Prüfungsbetrieb geführt werden können.

 

Bild  1 Suchleiste 0,00 – 1,16

Apport „Staffel“

 

Die Apportierböcke (AB) werden nebeneinander oder hintereinander in immer größer werdenden Entfernungen postiert. Der Hund hat einen nach dem anderen zu holen. Damit lernt er, dass eine Arbeit erst beendet ist, wenn alles erledigt scheint, bzw. der Führer sie abschließt. Deutlich wird, dass bereits in diesem Stadium ohne Apportkommando gearbeitet wird. Ferner ist auf das systematisierte Ausgeben zu achten: Der Hund muss sich setzen, dann wird am AB „gerackelt“, über den Kopf gestrichen – und erst beim Kommando „Aus“ wird der AB aus dem Fang genommen. Mit dieser frühen Ritualisierung werden die Weichen gestellt, dass uns der Hund später nicht das Schlepp – oder erlegte Wild „vor die Füße“ spuckt. Etwas Besonderes: Die Kleine ist bereits so trainiert, dass sie beim Nässen den AB sicher hält.

 

Bild 2 Suchleiste 1,17 – 1,44

Apport „Schikane“

 

Am AB werden verschiedene Gegenstände befestigt – Türriegel, Latten, Ketten – wie hier - demonstrativ - ein Kanister. Damit lernt unser Sprössling sehr schnell, dass bei diesen Arbeiten Schwierigkeiten zu bewältigen sind. Die Verbindung mit den „Schikanen“ besteht z.B. aus einem Band, so dass es sich beim Aufnehmen anfangs um einen ganz „normalen“ AB handelt. Erst nach einem kurzen Moment taucht der Gegenzug der Schikane auf, den es zu überwinden gilt. Diese Problembewältigung verschafft dem Hund nachhaltig Selbstsicherheit und erhöhte Konzentrationsfähigkeit.

Auch hier: Das oben beschriebene Ritual des Ausgebens.

 

Bild 3 Suchleiste 1,45 – 2,28

Apport „to go“

 

Es wird gezeigt, wie das Aufnehmen von Apportierböcken automatisiert wird. Deutlich ist zu erkennen, dass dieses wieder ohne Aufforderung erfolgt. Das zügige Greifen und Tragen ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Hund ist bereits so „eingestellt“, dass jeder wahrgenommene AB automatisch („to go“) aufgenommen und gebracht wird. Ich halte das Apportieren ohne Kommandos für elementar. In der Jagd oder Prüfungspraxis kann nicht immer mit Kommandos gearbeitet werden. Sehr häufig gibt es keinen Sichtkontakt, so dass der Hund eigenständig arbeiten können muss.

Abermals: Das Ausgeben erfolgt ritualisiert – konzentriert!

 

Bild 4 Suchleiste 2,29 – 3,09

Apport „lange Rackelleine“

 

Mit der am AB (kleine Metall – Öse) befestigten langen Leine (15 m) trainiere ich den Hund, dass er – durch Kieferdruck und Körperspannung – ständig bereit ist, gegen unvorhergesehene Ereignisse gewappnet zu sein. Immer wieder erlebe ich, dass den Hunden dieses „Spiel“ große Freude bereitet. Ich werde immer wieder an Kaltblütler (Pferde) erinnert, die beim Rücken schwerer Stämme freudig „Gas“ geben.

 

Bild 5 Suchleiste 3,10 – 3,36

Apport „organisch“

 

Die Umstellung von „fest“ auf „weich“ (d.h. mit Haaren oder Federn) sollte systematisch und erst nach vollkommener Absicherung über feste Gegenstände wie AB jeder Größe, mit oder ohne Schikanen, Dummy etc. erfolgen.

Ich führe den Hund an das Schleppenwild auf den Umweg über Rehwilddecken oder Schwarzwildschwarten heran. Diese werden erst in kleinen Stücken, dann“ in groß“ dem Hund dargeboten. Er hat sie erst im Sitzen

 a. anzunehmen, b. zu halten, c. zu tragen um sie dann d. zu holen.

Jeder Schritt wird einzeln exerziert. Erst wenn diese über viele Tage geübt wurden und „sitzen“, wird auf Schleppenwild übergegangen – wieder in den Schritten a. bis c. Während wohl keiner ernsthaft am Verzehr von Rehwilddecken oder Schwarzwildschwarten interessiert ist, handelt es sich beim Schleppenwild um für uns verwertbare Nahrung, die es so lange wie möglich zu schonen gilt, nicht zuletzt auch deswegen, weil es – z.B. durch Ankauf und Versand – teuer werden kann. Zum Beispiel Rehwilddecken stehen unbegrenzt zur Verfügung und sind nach einigen Tagen in der Gefriertruhe zeckenfrei.

 

Bild 6 Suchleiste 3,37 – 4,23

Apport Flugwild mit Rückwärtigen Schicken

 

Während eines simulierten Spaziergangs wird eine Elster vom Hund unbemerkt auf dem Weg postiert. Über das antrainierte „Rückwärtiges Schicken wird der Hund den zurückgelegten Weg zurück gelotst. Ohne weitere Kommandos nimmt die Hündin den Vogel auf und bringt ihn. Auch dieser „Gegenstand“ wird erst über das Rackeln aus dem Fang genommen.

 

Bild 7/8/9 Suchleiste 4,24 – 5,55

Apport „Wasser“

 

Vor wenigen Tagen noch wasserscheu, bewegt sich Bulli jetzt (hier mit 5 Monaten) selbstsicher im feuchten Element. Der Knoten platzte, als ich sie vor einigen Tagen mit „Mutter Ida“ in den Bach schickte.

Es gelingt den an Land gefestigten Apport ins Wasser zu übertragen. Ich kann nur davor warnen, dieses zu früh zu wagen. Es ist schwierig, die Abrichteschritte im Wasser durchzusetzen. Im und am Wasser sollte möglichst nie Druck ausgeübt werden, um die Arbeit in diesem aufregenden Element so spannend und angenehm wie möglich zu gestalten. Defizite die sich hier zeigen, können – müssen – an Land ausgeglichen werden. Bulli zeigt – auch ohne den letzten „Wasser – Drive“ – wie eine ausgereifte Landdressur bilderbuchartig ins Wasser übertragen wird. Durch die Faszination dieses Elementes wird sich Bullis Leidenschaft in Sachen Wasserapport ins Unermessliche steigern. Bereits einige Tage nach diesen Aufnahmen ist sie aus dem Wasser nicht rauszukriegen.

 

Abschluss

 

Besonders dem unerfahrenen Führer empfehle ich, diesen Anregungen zur Ausbildung zu folgen. Es macht Spaß, mit unseren jungen Hunden so früh anzufangen und mit solchen Erfolgen im Alltag belohnt zu werden!

 

 

 

Mai 2014

Erläuterungen
 

Bulli ist inzwischen 18 Wochen alt. Sie hat bereits einige Hasenspuren mit wechselndem Erfolg absolviert. Sie weiß, um was es geht und zeigt einen ausgewogenen Spurlaut bei „bissigem“ Spurwillen. Starkes Abknicken des Spurverlaufes findet sie noch „unlogisch“, so dass es an der Länge der Arbeiten – altersentsprechend – noch fehlt. Trotz einer fantastischen Wasserveranlagung der Eltern meidet sie das nasse Element. Ich bin aber sicher, dass ihre Passion an dieser Stelle in einiger Zeit „explodieren“ wird. Da ich mir aufgrund ihrer genetischen Ausrichtung des Stöberns gewiss sein kann, fördere ich auch diese Anlage erst später. Mir ist wichtig, die Kleine über viele gemeinsame Arbeiten und Erlebnisse an mich zu binden.

 

Das Apportieren ist dafür eine ideale Plattform, um das Zusammenspiel von Führer und Hund zu festigen. Mit vier Monaten stehen die Grundzüge dieser Arbeiten. Bulli kann den Apportierbock (AB) über lange Zeit sicher halten – und auch tragen. Das „Rackeln“ lässt sie im Sitzen wie auch beim Tragen unter starkem Zug zu. Der letzte Schritt – das Aufnehmen und Zutragen – klappt seit einigen Tagen reibungslos.

 

Wie geht es weiter? Zwischen Hund und Führer wird in immer größeren Abständen der AB postiert. Klappt es damit, wird der AB von kurzer Entfernung auf weite Entfernung vom Gespann weggetragen um ihn dann vom Hund holen zu lassen. Schließlich werden an den AB (Öse) verschiedene Gegenstände (leichte Plastikkanister, Holz) befestigt, die „mitgebracht“ werden müssen. Der AB wird später durch Teile einer Rehwilddecke ersetzt, schließlich wird Schleppenwild verwendet. Durch das Training auf der Führerfährte ist es dann „kein Thema“ mehr, diese unterschiedlichen Gegenstände auf Entfernung bringen zu lassen. Bulli hält mit den um ein Jahr älteren Hunden meines Führerlehrganges problemlos mit, wird allerdings noch nicht intensiv die Gruppen eingebunden.

 

Alle beschriebenen Arbeiten wurden mit nur gelegentlichem – minimalen – Druck (leichter Klapps um das Halten des AB durchzusetzen) begleitet. Die Hündin arbeitet begeistert. Es ist gut vorstellbar, dass sie im September auf einer Brauchbarkeitsprüfung vorgestellt werden kann.

 

April 2014

Erläuterungen


Bulli ist bis dato 13 Wochen alt. Mit zwölf Wochen habe ich mit ihr vier Tage an der Ostsee verbracht. In dieser Zeit haben wir uns intensiv miteinander beschäftigt. Der Ausbildungsstand war anfangs „gleich Null“! Aus einem wasserscheuen Welpen wurde ein „Wassergänger“, der mit mir einige Kilometer durch das seichte Wasser der Ostsee marschierte. Die Führerfährte konnte, ähnlich wie das „Rückwärtige Schicken“, auf je 150 m ausgebaut werden. Die Frei – Verloren – Suche klappte nach wenigen Tagen auf ca. 15 m. Nach langen Jahren habe ich in Bulli wieder einen Hund, der nicht gut auf einen Tennisball zu fixieren ist, so dass ich mehr mit Nass-Futter–Anreizen arbeiten muss. Die einzigen Arbeiten, die z.Zt. minimalen Druck beinhalten, sind das Gehen an der Leine und das Halten des Holzapportierbockes an der Rackelleine.


Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal an den wissenschaftlichen Hintergrund, dass das Gehirn des Hundes bis zum Alter von 16 Wochen besonders aufnahmebereit ist. Nach meiner Erfahrung bedeutet das nicht, dass dem Welpen bis dahin alles beigebracht sein muss, weil danach „zu gemacht“ wird. Vielmehr sollte er über den alltäglichen Umgang begriffen haben, dass er sich untertzuordnen  hat, sich einfügen und zur Ausbildung bereit sein muss.


Teil 1: Zu sehen ist die Arbeit auf der Führerfährte. Mehr dazu auf dieser Homepage unter „Ausbildung“ – „Führerfährte“! Info hier klick!


Teil 2: Bei der Frei–Verloren-Suche darf der Hund das Werfen des - in diesem Fall in Küchenpapier fixierten – Futters nicht wahrnehmen. Er sollte dann gegen den Wind arbeiten. Dieses Fach einzuüben ist schwieriger als die Arbeiten auf der Führerfährte oder das Rückwärtige Schicken, da es keinen Witterungsverlauf über Bodenkontakt gibt, sondern die Beute über die Suche – verbunden mit dem Naseneinsatz – erarbeitet werden muss. Dieses Fach wird uns „extern“ über die Brauchbarkeitsprüfung Niedersachsen „reingedrückt“! Es wird gerne unterschätzt und kann nicht früh genug in Angriff genommen werden. Mehr dazu unter „Ausbildung“ – „Frei-Verloren-Suche“! Info hier klick!


Teil 3:  Diese Arbeit ist über das Video gut nachzuverfolgen. Mehr dazu unter „Ausbildung“ – „Rückwärtiges Schicken“! Info hier klick! Unzweifelhaft ist angesichts der Bilder, dass in dem Alter die Abrichtung in Sachen Leinenführigkeit ein fortwährender Prozess ist.


Teil 4: Halten eines Holz – AB an der Rackelleine. Nähere Ausführungen unter Homepage „Ausbildung“ – „Schritte zum Apport“! Info hier klick!

 

Pelle vom Waldläufer, wegen ihrer kurzzeitigen Ähnlichkeit mit einem Bullterrier "Bulli" genannt, kurz nach der Geburt.