"Ich kann aber nicht werfen ..." gibt es nicht mehr! Tennisball mit langem Arm!

Tennisball


Ich bezweifle inzwischen, dass der Tennisball für das Tennisspiel entwickelt wurde!

-       Er ist geschaffen für den Umgang mit Hunden! –


Der Tennisball – in seinem ersten Leben eingesetzt von durchtrainierten Lebewesen mit zwei Beinen für niedere Tätigkeiten (stumpfsinniges Hin und Her) – wartet, verstoßen - da verlustig an Form, Aussehen und Sprungkraft - in einem Eimer, vollgepfropft mit Weggefährten auf das, was da kommen mag: Es ist nicht der gelbe Sack!! Es ist der feinfühlige Hundebesitzer, der diese geniale Schöpfung der sportlichen Menschheit aus seinem tristen Dasein als stumpfsinniges Trainingsgerät befreit!

Der Tennisball unterscheidet sich wesentlich von den üblichen Gerätschaften der Hundeführung und Hundeausbildung wie dem Quietschebock, dem schwerlastigen Apportierbock oder auch dem Schleppenwild!


Seine Eigenschaften


Er ist „Unsinkbar“, er kann hüpfen, er kann fliegen und laufen, er „ploppt“, er stinkt, (erst für die Hundenase, später auch für uns), er wiegt nichts, er ist in Mengen zu bevorraten, gut transportierbar und, und, und …

Das Wichtigste ist aber für unsere vierbeinigen Freunde: Er muss unfassbar begehrenswert, ja, fast unerreichbar und dafür extrem knapp gehalten sein: Er erscheint kurz, wirbelt durch das Leben unseres Hundes, reizt ihn bis zur Unerträglichkeit um dann wieder – schier unfassbar - zu verschwinden. Es scheint Zauberei zu sein: Herrchen serviert, erlaubt gönnerhaften Umgang, um ihn dann wieder – fast schmerzhaft - zu beenden.

Grundsätzlich sollte es sich mit dem Tennisball wie mit kostbarem Spielgerät unserer Kinder verhalten: Es wird nach Gebrauch weggeschlossen, um es an ganz besonderen Tagen wieder hervorzuholen. Dadurch bleibt er interessant!

Wenn ich diese luftgefüllte Filzkugel vor dem Zwinger auftitschen lasse, stehen alle fünf Hunde senkrecht im Zwinger. Der konkurrierende Beutetrieb sorgt neben der ohnehin schon grenzenlosen Zuwendung für weitere Attraktivität.


Die Gebrauchsanweisung


Von mir als Züchter werden die Welpen schon ab der 7. Woche mit dem Ball vertraut gemacht. Mit etwas Leberwurst oder Gehacktem geruchstechnisch verfeinert, läuft er auf festem Untergrund langsam durch die Welpenschar – und diese, spätestens nach dem 3. Durchlauf, hinter ihm her. Der Sieger darf seine Beute kurz durch die Menge tragen – das war es fürs erste. In Zukunft wird jeder emsig bemüht sein, selber als Sieger da zu stehen.

So kann sich das über die nächsten Wochen fortsetzen. Herrchen lässt laufen, erst den Ball und dann den Hund - kurzer Spaß mit der Beute - um sie dann, zur Freude des Führers und zum Ärger des jungen Gesellen, wieder abgeben zu müssen (!). Das überschwängliche Verhalten des Führers, unterstützt durch Belohnungsbrocken, führt später zur beidseitigen Begeisterung – Beute gegen Beute! Es bedarf nicht viel Phantasie um zu erkennen, dass es hier sehr schnell eine praktische Verknüpfung mit späteren Apportieraufgaben geben kann!

Der dosierte Umgang mit diesem Spielgerät verschafft mir ein Hundeleben lang einen „Hebel“, der mir Zugang in den Kopf – besser in die Seele – des Hundes garantiert. Ähnlich wie auf der Führerfährte und der Schweißarbeit gilt eine Maxime: Alles immer easy! Es gibt - hier wie dort - keinen Druck. Zeigt der Hund Lustlosigkeit oder fehlende Konzentration werden die Aktivitäten eingestellt oder verlagert. Im Klartext: Ich bestehe nicht darauf, dass der Hund dem Ball hinterherläuft (…die Führerfährte arbeitet,…die Schweißarbeit erledigt) oder gar bringt, sondern stelle es in sein Ermessen. „Soll es jetzt nicht sein“ - so werde ich ihn später wieder auf den Geschmack bringen!


Erfolge


Auch oder gerade im Leben eines Hundes gibt es traumatische Erlebnisse. Oft ist es nicht einfach, diese als Führer auszugleichen. Mit Hilfe von Gegenständen, Gesten und Ritualen können Verklemmungen, Verkrustungen und Fehlverhalten gelockert oder auch beseitigt werden. Besonders auch dann, wenn dieses in der Vergangenheit „nur Spaß“ gemacht hat. So ist es mir schon gelungen, Schussempfindlichkeit und auch Schussscheue im Zusammenhang mit dem Einsatz eines Tennisballes zu therapieren!