Aufsatz aus der "Hege und Jagd" der Jägerschaft Hameln - Pyrmont Nr. 11/ 2004

 

Der Deutsche Wachtelhund im Weserbergland

 

Änderung der Verhältnisse

 

Ohne auf die aktuelle politische Diskussion eingehen zu wollen, lässt sich unbestritten konstatieren, dass die Ausübung der Einzeljagd im mitteleuropäischen Raum  immer schwieriger wird. So weiß zum Beispiel der aufgeklärte Bürger seinen berechtigten Anspruch auf Nutzung der Natur immer selbstbewusster wahrzunehmen. Die Folge: Nicht selten wird das Wild dabei beunruhigt und die Jagdausübung erschwert.

Veränderte waldbauliche Konzepte, aber auch Ereignisse wie Stürme, Schnee– und Eisbrüche sowie Käferkalamitäten lassen die Wälder immer mehr verlichten. Die Folge: Die Vegetation „explodiert“, Naturverjüngungen, Kulturen und Schlagflora bieten optimale Deckung, Schutz und Äsung. Das Schalenwild reagiert zwar mit hohen Vermehrungsquoten, dennoch ist der Bestand immer schwieriger zu bejagen..

 

Wir brauchen unsere Hunde!

 

Aus dieser Not heraus wird auf Dauer über die Reviergrenzen hinweg immer häufiger gemeinschaftlich gejagt werden müssen. Die Anfänge dafür sind gemacht. Auch im Landkreis Hameln - Pyrmont finden inzwischen bereits vielerorts gut durchorganisierte Drückjagden mehrerer beteiligter Reviere statt, und das mit teilweise bahnbrechenden Erfolgen. Neben den übergeordneten Grundprinzipien der Waidgerechtigkeit, der Sicherheit und der Zuverlässigkeit im Einhalten getätigter Absprachen rechtfertigt der Erfolg die verwendeten Mittel.

Es gilt allerdings hier insbesondere – wie bei der Jagd auf Niederwild zu Wasser oder auf Land –: Jagd ohne Hund ist Schund.

Die für diese Form des Jagens eingesetzten Hunde tragen zum Erfolg bei, indem sie das vorkommende Wild mobilisieren und es in der Regel anstehenden Schützen mehrfach vor die Waffe bringen. Die Effektivität des Jagdeinsatzes wird damit gesteigert. Stöbernde Hunde lassen sich nur bedingt durch Treiber ersetzen. Nicht wegzudenken sind sie beim Aufspüren, Stellen, Verfolgen und Binden von krankem Wild während des Treibens. Hier leisten die feine Nase, der Beutetrieb, die Ausdauer und der Mut unserer vierbeinigen Helfer unersetzbare Dienste. Der angeschweißte, womöglich altkranke Frischling in der stubenhohen Brombeerhecke kann nur mit Hilfe unserer Hunde rasch und damit auch waidgerecht zur Strecke kommen. Im Sinne des Wortes „Brauchbarkeit“ bedarf es solcher Hunde, die dazu „taugen“! Neben den vom Gesetzgeber geforderten Bedingungen (Prüfung) müssen die Hunde eingearbeitet und konditioniert sein. Immer wiederkehrende Einsätze schaffen auf Dauer ein Optimum an Erfahrung und damit Erfolg!

 

Die Eignung unserer Hunde

 

Zur Verfügung steht uns eine breite Palette verwendungsfähiger Hunderassen, nicht selten auch eine Mischung dieser Rassehunde. Ohne den Herrschaften und Hunden aus dem Vorstehhundlager wehtun zu wollen: Prädestiniert für die Stöberjagd sind nämlich in erster Linie die sogenannten Stöberhundrassen. Aus Erfahrung ist vielen Jägern klar, dass das eigentliche Vorstehen aufgrund der unzureichenden Sicht im Wald nicht benötigt wird. Zudem macht die Hochläufigkeit von DD, DL oder DK diese Hunde am Schalenwild zu schnell und nicht selten fehlt es am Spur– oder Fährtenlaut. Dieser sollte auch unabdingbar bei unseren Stöberhunden – möglichst mittels einer Prüfung - nachgewiesen sein. Dieses „Erkennungssignal“ hilft dem gesunden und kranken Wild, sich am Hund zu orientieren, den Feind einzuschätzen, damit „Ruhe“ zu bewahren und Panik zu vermeiden. Stöberhunde arbeiten mit „tiefer Nase“, also nicht mit den Augen. Das macht sie langsam und führt dazu, dass das Wild sich auf dieses Tempo einstellen kann und dem wartenden Schützen nicht in hoher Flucht erscheint.

Teckel und Terrier, eigentlich den Bau– oder Erdhunden zugeordnet, aber auch Cocker und Bracken eignen sich für diese Art der Arbeit hervorragend, genauso wie der Deutsche Wachtelhund (DW). Bereits vorab soll hier gesagt werden: Die Entscheidung für einen bestimmten Hund ist neben der Sachentscheidung natürlich auch eine Entscheidung des Herzens - eine gesunde Konkurrenz unter den Vertretern dieser Hunderassen ist nicht schädlich. Da auch der Wind uns Hundeleuten ins Gesicht bläst, sollte aber über allen der Leitspruch „Gemeinsamkeit macht stark!“ stehen.

 

„Der Wachtel“, eine Stöberhundrasse

 

Die Aufgabe dieses Artikels besteht darin, über den Deutschen Wachtelhund zu schreiben, fälschlicherweise häufig „die Wachtel“ statt „der Wachtel“ benannt. Es gibt inzwischen eine Reihe wirklich guter Schriften, die Entstehungsgeschichte, Zucht, Ausbildung, Haltung, Prüfungswesen und Einsatz dieser Hunde – verbunden mit manchen Anekdoten - umschreiben. Im Anhang sind einige davon aufgeführt.

Im Folgenden wird  auf die Existenz und die Verwendung dieser Hunderasse in unserem Landkreis eingegangen, zudem werden einige kritische Punkte angerissen.

Die Hunderasse „Deutscher Wachtel“ feiert in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen. Es wird eine gewisse Zeit gedauert haben, bis diese Rasse in unserer Heimat Fuß gefasst hat.


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