Juni 2016

Zwangs – Apport

 

An dieser Stelle verweise ich noch einmal auf die Rubriken „Schritte zum Apport“ , „Videothek – Ausbildung“ und "Schröder"!  Auf diesen Seiten meiner Homepage sind viele Anregungen und Hilfestellungen für dieses umfangreiche Fach zu finden!!

 

Grundsätzlich erzeugt der Begriff „Zwang“ ein ungutes Gefühl bei uns, obwohl Zwänge unser Leben mitbestimmen. Häufig sind Zwänge von außen diktiert, nicht selten aber auch selbst auferlegt. Sie können direkt oder indirekt gesteuert sein. Man ist einerseits nicht nur Zwängen ausgesetzt, sondern übt andererseits auch Zwang aus. Sofern der Begriff an sich als zu kantig empfunden wird, kann man ihn einfach durch „Pflicht“ ersetzen. So wird z.B. aus der hässlichen Wortschöpfung Schulzwang der versöhnliche Begriff Schulpflicht.

Bestimmt die Legislative die Ausübung von Zwang und übt die Exekutive ihn aus, ist das für uns gut zu begreifen, da ein solches Vorgehen – zumindest in der westlichen Welt – demokratisch geprägt ist.

Dem gesunden menschlichen Naturell entspricht es, wünschenswerter Weise im Leben ohne Zwänge auszukommen. Was liegt näher, als seine eigenen, geliebten Kinder „zwanglos“, also antiautoritär zu erziehen? Ähnlich dürfte es im Umgang mit wirklich guten Freunden sein, der beinhaltet, dass man zwar bewusst oder unbewusst von seinem Freund einiges erwartet, jedoch diesen ebenso wenig unter Druck setzen möchte, wie umgekehrt vom Freund gegängelt zu werden.

Viele Hundeführer und solche die es werden wollen, tendieren dazu, ihren vierläufigen Begleiter auf den Rang eines Freundes zu stellen und haben damit automatisch ein Problem damit, Zwang auszuüben oder anders gesagt: Pflichten vorzugeben, um sie dann abzuverlangen. Tragisch wird es, wenn der Hund als „Kind im Haus“ angesehen wird.

Ich persönlich habe es einfach: Ohnehin im menschlichen Umgang mit wenigen guten Freunden gesegnet, empfinde ich zu meinen Hunden in der Regel eine tiefe Zuneigung, ohne sie Freunde nennen zu wollen. Vielleicht würde eher der Begriff Mitarbeiter passen. Rückblickend – bis auf eine Ausnahme - habe ich immer ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu meinen Mitarbeitern gehabt, sodass man getrost davon ausgehen kann, dass auch meine „Wauwaus“ unter ihrem „Chef“ nicht allzu viel auszuhalten haben!

Viereinhalb Jahrzehnte Umgang mit Hunden, genauer: Die jagdliche Abrichtung von vielen, vielen Vierbeinern lehrten mich, dass es ohne Konsequenz nicht geht. Konsequenz heißt, Aufrechterhaltung und Durchsetzung von Leitlinien in allen Lebensbereichen. Einem Kind kann ich erklären, warum in der einen oder anderen Situation auf das Einhalten von wichtigen Grundregeln verzichtet werden kann (Zähneputzen im Abenteuerurlaub!). Der Hund wird uns schwanzwedelnd angucken und sich beim nächsten Mal für das Zügelschleifenlassen mit „Ungehorsam“ bedanken. So registriere ich es jedes Mal wohlwollend, dass auf Reitturnieren die Springreiter nach Verweigerung eines Hindernisses Ihrer Pferde darauf bestehen, dass es dann schließlich doch übersprungen wird, obwohl man längst aus dem Wettbewerb ist!

Konsequenz ist allerdings nicht mit Zwang gleichzusetzen. Vielmehr ist Konsequenz ein Hebel, der es zulässt, den Zwang so wenig wie möglich (aber so oft wie nötig) anzuwenden. Paradox wäre es, mit Zwang zu agieren und nicht über die Konsequenz den Nutzen aus dem Erlernten zu ziehen. Kurzfristig ergibt sich über einige Übungen hinweg ein – vorerst zögerlicher – Aha-Effekt, der sich langfristig schleusenartig in ein freudiges Annehmen des „Begriffenen“ kanalisiert. Dabei ist es besonders wichtig, jede Übung positiv abzuschließen und den Hund nicht damit Erfolg haben zu lassen, dass er mit einer Verweigerung durchgekommen ist (siehe oben: Pferd und Reiter am Hindernis!).

 

Ich möchte meine Theorie am praktischen Beispiel der Apportausbildung erläutern.

 

Grundsätzlich:

 

Viele Wege führen nach Rom. Ein sicheres Apport-Verhalten ohne vorherige Zwangsanwendung schließe ich nicht aus. Sicherer Apport bedeutet aber, seitens des Hundes krankes und verendetes Wild bedingungslos finden, aufnehmen, tragen, zubringen und abgeben zu wollen. Auch dann, wenn die Schwierigkeiten – starke Strömung, kaltes Wasser, steile Böschungen, Konkurrenzdruck, Futterneid, Ablenkungen, schweres, flatterndes, sperriges Wild – hoch sind. Ein nicht konsequent ausgebildeter Hund kann anlässlich solcher Irritationen schnell einbrechen.

 

Ich propagiere mit meiner Art der Ausbildung die „Politik der kleinen Schritte“ mit möglichst überschaubaren Anteilen von Zwang.

 

1. Schritt: Halten eines kleinen Plastik - Apportierbockes (AB) in Sitzstellung.

 

  • Zwang a: Heranführen an die Sitzstellung über die Leinenführung.
  • Zwang b: Herbeiführen der Sitzstellung (möglichst etwas erhöht).
  • Zwang c: Aufdrücken des Fanges und Einführen des AB in den Fang um ein Halten über Zuspruch durchzusetzen.
  • Zwang d: Ausbauen von Sitz und Halten des AB über mehrere Minuten. Der Hund bekommt sehr schnell Routine und fügt sich, indem er erkennt, dass das Halten von Gegenständen durchaus nichts Ungewöhnliches ist.

Verwendetes Kommando: „Halt Fest!“

 

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