Jagdbetrieb

 



Der gemeine Jäger glaubt – wenn er gemein denkt – dass das was so einfach aussieht - das weiträumige Jagen unserer Stöberhunde - genauso einfach „hinzubekommen“ ist! Da hat der gemeine Jäger falsch  gedacht!

 



Wissen muss man, dass die Wachtelhunde in Sachen solojagender Fähigkeit genetisch nicht gleich ausgestattet sind. Der eine hat mehr die Veranlagung zum „kurzen“, der andere mehr zum „weiten“ Jagen. Analog dazu kann man tendenziell solche Unterschiede zwischen einigen Zwingern (Zuchtlinien) erkennen. Dummerweise geht es in der Hundezucht nicht zu wie im Supermarkt: Die Regale „Kurzjager“ und „Weitjager“ sind genauso wenig sortiert und gekennzeichnet wie man erkennen kann, ob der Welpe später sauscharf oder  katzenweich ist.

 



Der Besitzer eines jungen Hundes tut gut daran, seinen Hund entsprechend dem späteren Aufgabengebiet einzuarbeiten, besser – einzujagen. Günstigenfalls mit der Vorgabe, ob der Wachtelhund ein Kurzjager (A) (der Führer ist dann ein Durchgehschütze) oder der weitjagende Stöberhund (B) (der Führer ist dann ein Standschütze) sein soll.

Meine sehr persönliche Meinung ist, dass die zum Stöbern gezüchteten Hunde aufgrund einer zielgerichteten Zucht, aber auch vor dem Hintergrund der Domestikation, mehr das Jagen als das eigentliche Beutemachen vor Augen haben. Ähnlich wie der Fußballspieler, der nicht hinter dem Ball herläuft um ihn dann zu verspeisen, macht dem Hund die „wilde Hatz“ mehr Spaß, als schließlich auf das von uns mausetot geschossene Wild zu stoßen. So habe ich schon viele enttäuschte Hundegesichter an dem von mir gestrecktem Wild erleben können.

 



A. Zum Kurzjager: Auch wenn es heute flächendeckend  verboten ist als Durchgehschütze aus dem Treiben heraus Wild zu erlegen, ist der Grundgedanke dieser Einsatzart doch der, gemeinsam mit dem Hund Beute zu machen! Der Hund findet das Wild und wird nach kurzem Anjagen wieder zurück „ins Glied“ geordert um dann erneut gemeinsam Wild aufzuspüren.


B. Den weitjagenden Hund schnallt der Standschütze mit  anderen Vorzeichen: Er soll selbstständig durch kreisendes Suchen das Wild aufspüren um es dann anhaltend zu jagen, damit es an möglichst vielen Ständen vorbei kommt (solange es nicht erlegt wurde). Hierbei passiert dann das: Die von der Nase aufgenommenen Signale werden nicht nur kurzfristig an das Gehirn weitergegeben, sondern sie müssen dort derart anhaltend verarbeitet werden, dass die im Instinkt programmierten Aufgaben der Wildverfolgung möglichst effektiv gesteuert werden!


Zweifellos ist es so, dass Hund B anderen Anforderungen ausgesetzt ist als Hund A. Während letzterer zusammen mit seinem Führer (und ggf. mit weiteren Hunden) eine Meute bildet, ist Hund B ein auf sich gestellter Freidenker, der auf die Dauer eine ganz andere Persönlichkeitsstruktur entwickelt als Hund A. Was liegt da also näher, als unsere Hunde entsprechend ihrer differenzierten Einsatzgebiete unterschiedlich auszubilden!

 



Folgende zwei Methoden bieten sich an (der Hund sollte jeweils vier bis fünf Monate alt sein). 



Hund  A

Reviergänge durch Baum- und Stangenholz ohne Unterwuchs. Bestenfalls erst einmal Wildkontakt vermeiden. Sobald der Hund sich weiter als 30 m entfernt wird er zurückgerufen um sofort wieder geschickt zu werden. Bei diesen Arbeiten und auch während Spaziergängen versteckt sich der Führer zwischendurch. Der Hund wird also immer wieder beeinflusst, Verbindung zu halten oder zu suchen. Natürlich darf man sich bei dieser Methode der Einarbeitung nicht wundern, wenn diese Hunde entsprechend kurz auf der Hasenspur werden oder bei den Prüfungen im Fach Stöbern nicht über eine „2“ hinauskommen. Sollte der Hund aus dem „Ruder laufen“ – so auch bei der Verfolgung von Wild – kann ich ihn z.B. über Ortungsgeräte abfangen und an seine eigentlichen Aufgaben „erinnern“.

 



Hund  B 

Mit Hund B in ein Stangenholz setzen und ihn sich stöbertechnisch „entwickeln lassen“. Er wird niemals zurückgerufen. Ende dieser Arbeit ist dann, wenn er ohnehin bei mir wieder aufgetaucht ist. Aufforderungen werden vermieden. Stößt er auf Wild, darf er dieses verfolgen. Sofern es keine Störungen gibt (Spaziergänger, Straßen) wird der Hund sicher zurückkommen. Ich wiederhole dieses in der Jugendphase so oft wie es geht, auch wenn der Hund sich bereits gut vom Führer löst. Der Vorgang des Zurück-Finden-Wollens wird so manifestiert oder besser: Automatisiert. Auch wenn wir keine Waffe dabei haben: Der Hund jagt so mit seinem Meute-Kameraden, den er – nach getaner Arbeit (oder erlebtem Vergnügen) – immer am Ausgangspunkt vorfindet. Erst wenn meine Hunde dieses bis zu fünfzig Mal durchlebt haben (Arbeiten auf der Hasenspur kann man dazu rechnen), werden sie von mir – immer noch sehr sparsam – auf Drückjagden eingesetzt. Es besteht ein Hundeleben lang die Gefahr, dass unsere Jagdhelfer im Treiben „verwildern“, d.h. sich in ihrer Passion verlieren und nicht zum Ausgangspunkt zurückkommen. Jeder Hund ist zum Zurückfinden zweifellos in der Lage, aber er muss es wollen (ähnlich dem Ehemann bei einem Kneipenbummel!). Die oben beschriebene Einarbeitung ist dafür ein gutes Fundament, allerdings keine Garantie!

 

Noch einige Tipps: 



Bei den ersten Einsätzen auf Bewegungsjagden immer „von hinten anfangen“! In den ersten Stunden wird der Hund an seinen Stand gewöhnt. Zeigt er hier die erforderliche Gelassenheit, wird er erst geschnallt, wenn relative Ruhe im Treiben eingekehrt ist um ihn nach kurzer Suche wieder fest zu machen. Situationsbedingte Steigerungen erfolgen dann auf den nächsten Jagden.

Hunde, die sich gut kennen (Zwingergemeinschaften), sollte man nicht zusammen jagen lassen. 

„Schweinereien“ (Überjagen, Nicht Zurück-finden-Wollen, planloses Hintereinanderher laufen) lassen sich am besten gemeinsam ausführen!                                                                                                                  

Man bekommt den weitjagenden Hund eher kurz, als den  kurzjagenden weit! Entsprechend wertvoll (auch züchterisch) ist die Anlage zum weiträumigen Stöbern!