Januar 2014
Schweißarbeit
Einleitung
Es gibt genau 1476 Möglichkeiten, einen Jagdhund auf Schweiß einzuarbeiten. Neben den erforderlichen Übungseinheiten ist eine gewisse Veranlagung des Hundes und – weitaus wichtiger – eine Eignung des Führers Voraussetzung, um erst erfolgreich auf der Kunstfährte und dann auch auf der Naturfährte zu sein. Meine Fähigkeiten, einen Hund auf diesem Gebiet zielgerichtet einzuarbeiten, sind begrenzt. Obwohl manche der von mir geführten Hunde in diesem Fach hochveranlagt waren, bzw. sind, gelingt es mir in der Regel nicht, meinen Vierbeinern den Ernst einer solchen Angelegenheit zu vermitteln. Für diese Art der Hundeführung bin ich zu ungeduldig und das eine oder andere Mal zu unlustig. Aber wir wissen ja, dass die fußballerischen Fähigkeiten eines Jürgen Klopps denen seiner Spieler weit nachstehen. Trotzdem führt er seine Mannen mit Brisanz und Akribie von einem Spiel zum anderen. Ähnlich kann ich Hundeführer erfolgreich anleiten, ohne in diesem Fach selber gut zu sein.
Allgemein
Für alle Methoden ist maßgeblich, den Hund spüren zu lassen, dass es sich um eine Arbeit handelt, die sich deutlich von anderen Arbeiten abhebt. Vorbereitung, Durchführung und Abschluss sollten „Kult-Charakter“ haben. Einweisung, Kommandos und Maßregelungen müssen zelebriert werden. Der Hund ist alleine durch die Verhaltensweisen des Führers zur Ruhe und damit auch zu erhöhter Konzentration anzuleiten. Das „Besondere“ einer solchen Arbeit beinhaltet auch, dass sie nicht beliebig wiederholt wird, sondern rationiert in das Leben eines Hundes „eingewoben“ wird.
Meine allgemeine Philosophie im Umgang mit den Hunden: Ich erlaube dem Hund, mit mir zu arbeiten, er darf etwas für mich tun und muss sich dabei an meine Spielregeln handeln. Da dieses „Dürfen“ schon Belohnung genug ist, arbeite ich auch so gut wie nie mit Belohnungsbrocken (Neudeutsch: „Leckerli“). Das von mir auf der Kunstfährte eingesetzte Lockfutter ist daher keine Belohnung, sondern erarbeitete Nahrung, die gesucht wird, um sie dann zu fressen (nicht aus der Hand). Mehr noch als bei anderen Arbeitsfächern gilt: Ein voller Bauch studiert nicht gerne! Umgewandelt bedeutet das: Warum soll sich ein satter Hund auf der im Vergleich zur Naturfährte doch uninteressanten Kunstfährte Mühe geben?
Vergleichsweise ist die Arbeit auf einer 12 Stundenfährte für die Nase unserer Hunde wie für uns eine Fahrt auf einer vierspurigen Autobahn. Wenn da nicht einerseits für uns die anderen Autos und andererseits für den Hund die Verleitungen wären. Verleitung bedeutet für den einen Fiffidie Querung einer Sau in den letzten 6 Stunden, der andere lässt sich freudig vom Furz einer Maus ablenken. An der Nase scheitert es in den wenigsten Fällen, denn die unglaublichen Nasenleistungen eines Hundes sind nun einmal wissenschaftlich belegt. Insofern können wir den Einsatz unserer Hunde auf eine einfache Gleichung reduzieren: Schaffen wir es, die Stöberneigung des eingesetzten Wachtelhundes auf der Schweißfährte kurzfristig zu unterdrücken und zusätzlich das Verlockende von Verleitungen dem Hund mies zu machen, kommen wir elegant an das Ende der Fährte.
Sinnvoll ist, vorerst die Arbeit auf der Kunstfährte, zu mindest bis zu den ersten ernsthaften Prüfungen, zu festigen. Lasse ich zwischendurch Naturfährten arbeiten oder den Jungspund gar derlei „Events“ vor den ersten Arbeiten auf der Kunstfährte genießen, darf ich mich nicht wundern, wenn dem Sprössling auf „Gespritzten“ oder „Getupften“ speiübel wird.
Wenn ein junger Mensch angeleitet wird, einen Führerschein zu machen, weiß er genau, was er macht: Beherrscht er das Auto einschließlich der dazugehörigen Verkehrssituationen, kann er sich mit dem Fahrzeug selbstständig fortbewegen, um das von ihm anvisierte Ziel zu erreichen. Unseren Hunden müssen wir solche Erkenntnisse Schritt für Schritt vermitteln. Wie in der Fahrschule gibt es talentierte, weniger begabte und solche die es nie lernen und - Fahrlehrer, die pädagogische Fähigkeiten haben und solche, um die derlei Begabungen einen weiten Bogen gemacht haben! Jeder Fahrschüler, jeder Hund ist anders und ebenfalls Fahrschullehrer und Führer sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Insofern können, bzw. sollten auch die Methoden – ganz danach, was man für einen „Typ“ an der Leine hat – sich unterscheiden. ---