14.8.2014

Check vor der Herbst – Prüfung

 

Um sicher zu gehen, ob der Hund am Prüfungstag den eigenen Erwartungen und den Ansprüchen der PO gerecht wird, gibt es Möglichkeiten, einen Check durchzuführen. Mögliche Defizite können dann zielgerichtet bearbeitet werden.

 

Apport

Sicheres Aufnehmen:

  1. „Bindfadentrick“: Schleppwild wird mit einem ca. 3 m langen Bindfaden an einem Bäumchen (Zaunpfahl) festgebunden. Aus 20 m Entfernung wird der Hund zum Apportieren geschickt. In der Regel verlässt der „Auszubildende“ das für ihn nicht zu bringende Stück. Es wird nun mit dem Vierbeiner so lange gearbeitet, bis er sich nicht vom Stück entfernt – mit der Beute im Fang. Die Belohnung sieht dann immer so aus, dass er das dann schließlich frei liegende Stück bringen darf.
  2. „Gruppentest“: Eine Gruppe von mehreren Personen steht zusammen. Der Hund läuft frei herum. In die Mitte der Gruppe wird ein Apportierbock postiert und der Hund herangerufen. Er sollte ohne Apportkommando „zwanglos“ den Bock in der Gruppe aufnehmen, ähnlich wie später dann auch Schleppwild.
  3. „Fahrradfahren“: Der junge Hund wird abgelegt. Auf dem Gepäckträger befindet sich ein Korb. In diesem liegt ein Stück Schleppwild. Nach kurzer, zügiger (An-) Fahrt ruft der Führer den Hund aus der Liegestellung heraus. Sofern er konsequent abgerichtet wurde, wird er das hingeworfene Wild aus der schnellen Bewegung heraus aufnehmen. Ggf. muss entsprechend nachgearbeitet werden.
  4. „Eimertest“: Bevor der Hund aus dem Auto gelassen wird, stellt man einen 10 Liter Eimer mit einem Stück Schleppwild in ca. 50 m Entfernung auf die Fahrbahn. Zusammen mit dem Hund wird der Eimer passiert. Ohne jedes Kommando sollte der Hund bemüht sein, das Schleppwild aus dem Eimer heraus aufzunehmen und zu tragen.
  5. „Schleppenleger“: Eine zweite Person legt Schleppwild ca. 50 m vom Gespann entfernt aus und kauert sich 20 m weiter nieder. Der vom Führer zum Bringen geschickte Hund sollte beim Aufnehmen des Wildes vom Schleppenleger unbeeindruckt bleiben und dem Führer das Wild sicher zu tragen!

 

Sicheres Halten:

6. „Antispucktraining“: Abschluss des Apportierens beinhaltet, dass der Führer in den Besitz des Wildes kommt. Dieses „Ausgeben“ sollte mehr ein „Rausnehmen“ sein und darf auf keinen Fall so aussehen, dass das Wild dem Führer vor die Füße „gespuckt“ wird. Durch „Rackeln“ am Apportierbock, bzw. Schleppwild, verbunden mit dem Kommando „Halt fest“ sowie entsprechender „Durchsetzung“ (Konsequenz), wird erreicht, dass der Hund erst nach der Aufforderung „Aus“ den Gegenstand dem Führer in die Hand ausgibt. Dabei sollte er in jedem Fall sitzen. Dieser Vorgang des Sitzens verhilft auch zur konzentrierten Abgabe.

 

Sicheres Tragen:

7. „Knallsicher“: Der (schussfeste) Hund wird aufgefordert, parallel zum Gehen des Führers über eine längere Entfernung Schleppwild zu tragen. Mit einem Schreckschussrevolver wird in unregelmäßigen Abständen geknallt und dabei darauf geachtet, dass der Hund unbeeindruckt weiter trägt.

8. „Lösungssicher“: Der Hund wird über Nacht so gehalten, dass er sich nicht lösen kann („stubenrein“). Das morgendliche „Gassi gehen“ findet mit dem Apportierbock (Schleppwild) statt. Dieser muss auch dann gehalten werden, wenn der Hund sich löst. In der Regel bedarf es nur sehr wenig an Einwirkung, um dieses durchzusetzen.

 

Sichere Entfernung:

9. Die Königsdisziplin des „Checks“ ist natürlich die Arbeit auf der Schleppe (Federwild 150 m, Haarwild 300 m). Hier empfehle ich, die Prüfungsentfernung beim Üben um mindestens 20 % zu überschreiten!! Hält man sich an die vorherigen Übungsempfehlungen bedarf es allerdings nur weniger Kontrollschleppen!

 

Anschneider, Totengräber

10. Besser vor der Prüfung, als während der Prüfung - am besten natürlich gar nicht! Ursache dieser Verhaltensweisen ist vorwiegend, dass der Hund mit Konkurrenzsituationen nicht fertig wird. Erstes Mittel der Wahl: Üben in der Gruppe! Zweites Mittel: Konkurrenzsituationen am Prüfungstag möglichst vermeiden. Sollte der Hund vor der Prüfung zu diesen krassen Unarten neigen, empfehle ich Expertenrat einzuholen!!

 

Schussfestigkeit

11. Üben kann man dieses Fach nicht. Gemäß der PO sollte man einige Wochen vor der Prüfung checken, ob alles im grünen Bereich ist. Falls nicht, darf das Schießen nicht wiederholt werden. Ich empfehle auch hier, dann Expertenrat einzuholen.

 

Leinenführigkeit, Schussruhe, Freiverlorensuche

12. Diese Fächer werden uns über die Bestimmungen der Brauchbarkeitsprüfung Niedersachsen „aufgedrückt“. In allen diesen Fächern kann man glänzend durchfallen. Man muss also fleißig üben und immer wieder überprüfen, ob der Hund firm ist.

Sofern die Punkte 1 – 5  vom Hund sicher bewältigt werden, braucht man sich um die Freiverlorensuche keine Sorgen mehr zu machen. Zu beachten ist, dass nach eingehender Aufforderung kein weiteres Apportkommando mehr erteilt werden darf.

Schussruhe sollte man entsprechend des Prüfungsablaufes „im Rudel“ üben. Natürlich darf der schussempfindliche und / oder schussscheue Hund nicht im Fach Schussruhe weiter „misshandelt“ werden!

Leinenführigkeit ist – wie alles andere auch – keine Angelegenheit nur für die Prüfung, sondern im täglichen Umgang mit dem Hund von elementarer Bedeutung!

 

Schweißarbeit

13. Die von der „Niedersächsischen Brauchbarkeit“ geforderte Übernachtfährte (400 m, ¼ Liter Wildschweiß) sollte man sich einige Male von einer 2. Person in unbekannten Gelände legen lassen! Wenn wir den Hund auf der von uns gelegten Fährte führen, bleibt eine (auch unbewusste) Einflussnahme nicht aus.

 

Wasserarbeit

14. Es gibt einen wichtigen Grundsatz in der Jagdhundeausbildung: Bevor am Wasser gearbeitet wird, muss es am Land zu hundert Prozent klappen! Am Wasser bedarf es zwei Arten von Freude: Der Freude am nassen Element und der Freude an der Apportarbeit. Fehlt erstere: Badehose an und ab ins kühle Nass! Mangelt es an der Arbeitsfreude beim Bringen, muss diese auf dem Land vorausgehend gefördert und gefestigt werden.

15. Schussfestigkeit „Wasser“ sollte ähnlich überprüft werden, wie die Schussfestigkeit „Land“. Bestenfalls die Anforderungen nach PO noch einmal studieren.

16. Da man am Schilf den Sichtkontakt zu seinem „Fiffi“ sehr schnell verliert, ist es hier von größter Bedeutung, dass der Hund das wahrgenommene Wild ohne weiteres Kommando sicher aufnimmt. Auch hier sollte man sich einer 2. Person bedienen, die die ausgelegte Ente und damit den sich nähernden Hund im Fokus behält. Nichts anderes macht einer der Richter auf der Prüfung. Aufgeheizt durch die Atmosphäre am Wasser „vergisst“ der ansonsten gut durchgearbeitete Hund gerne einmal, was zu tun ist!! Schwächen beim Bringen sollten auf dem Land aufgearbeitet werden, um so zu verhindern, dass unser Aspirant die Freude am nassen Element verliert. Hier hilft dieser Katalog mit den Punkten 1 bis 6.

17. Entsprechende gesetzliche Grundlagen erlauben es uns, in Niedersachsen an der lebenden Ente zu prüfen. Demnach ist es auch gestattet, an diesem Tier zu üben. Die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen müssen eingehalten werden (http://www.niedersachsen.de/download/2685)! Die vom Wild auf dem Wasser hinterlassene „Schwimmspur“ soll vom Hund gearbeitet werden, um dann die Ente bestenfalls aus dem Schilf zu „stoßen“. Untrainierte Hunde scheitern hier u.U. sehr schnell.

18. Vielleicht ist es möglich, am Prüfungsgewässer einmal zu üben! Fragen kostet nichts!

 

Führigkeit

19. Im Gegensatz zur Jugendprüfung sollte bei den Herbstprüfungen ein „umgänglicher“ Hund vorgestellt werden. Die Richter müssen davon überzeugt werden, dass Hund und Führer „ein Team“ sind. Das beinhaltet auch, dass sich der Hund nach der Stöberarbeit nicht absetzt oder bei der Wasserarbeit, statt die ausgelegte Ente finden zu wollen, sich unkontrollierbar im Teichareal verliert!

 

Schließlich...

20. ... sollte man auch noch einmal seine eigene Einstellung überprüfen. Eine jagdliche Hundeprüfung ist alles andere als eine Sportveranstaltung. Die teilnehmenden Richter stellen sich in ihrer Freizeit zur Verfügung, um etwas zu überprüfen, was für die Ausübung der Jagd von elementarer Bedeutung ist. „Jagd ohne Hund ist Schund“! Um diesen Grundsatz zu beherzigen, brauchen wir vierbeinige Helfer, die sich „sehen lassen können“! Gut vorbereitete Hunde und ein respektvoller Umgang miteinander tragen zu einem harmonischen Prüfungsablauf bei.