Motivationsprobleme auf der Hasenspur

 

Vor wenigen Tag erhielt ich einen Anruf eines jungen Mannes, der aus dem P-Wurf „vom Waldläufer“ einen Braunschimmelrüden besitzt, der im Januar 2014 gewölft wurde. Mit diesem Hund kam er einige Male zum Junghundetreffen und auch bei meinem Lehrgang „Vorbereitung zur Jugendprüfung“ im Januar 2015. Es handelt sich um einen kapitalen Rüden, der das eiskalte Fließgewässer ohne Zögern und ausgiebig schwimmend annahm und bereits im Herbst 2014 bis zu zwei Kilometer Hasenspur absolvierte. Auf den winterlichen Drückjagden jagte er nach wenigen Einsätzen wie ein erfahrener Hund, so auch am Schwarzwild. Neuerlich vor wenigen Wochen auf der Hasenspur angesetzt, zeigte sich rasch ein Besorgnis erregendes Desinteresse. Die Spur wird lustlos markiert, wenige Meter gearbeitet, um dann die Arbeit sehr schnell abzubrechen. Die in vier Wochen gemeldete Jugendprüfung droht ein Desaster zu werden.

 

Was ist passiert?

 

Offenbar gehört dieser Hund zu den ein wenig intelligenteren Wachtelhunden, der aufgrund seiner Erfahrungen auf der Spur, aber auch im Drückjagdgeschehen zur Erkenntnis gekommen ist, den Hasen ganz sicher nicht „fangen“ zu können. Eine so aussichtslose Aktion macht diesen Hunden keinen Spaß mehr! „Man“ hat andere Sachen erlebt und möchte nun mit solchen profanen Angelegenheiten in Ruhe gelassen werden. „Neu deutsch“ könnte man es so ausdrücken: Der junge Mann fühlt sich unterfordert. Meine mahnenden Worte auf meiner Homepage unter Ausbildung – Hasenspur Pkt. 8 und 16 wurden vom ehrgeizigen Führer nicht gelesen bzw. nicht beherzigt.

 

Was ist zu tun?

 

Die Zeit zur Prüfung ist angesichts eines solchen Problems sehr knapp bemessen. Ich würde den Hund drei Wochen von den verbleibenden vier Wochen „kasernieren“. Neben Haus oder Zwinger  Spaziergänge, gerne auch länger, aber alles nur an der Leine. Futter maßvoll, der Hund muss trotz weniger Bewegung „auf Linie bleiben“. Eine Woche vor der Prüfung sollte man dann in ein Hasenrevier fahren, mit dem Hund so lange laufen, bis auf kurze Entfernung vor dem Hund ein Hase aufsteht, den er sofort jagen darf. Mit etwas Glück kann ich dann beobachten, wie der Rüde arbeitet, nachdem er den Hasen aus den Augen verloren hat. Geschieht Letzteres in bekannt guter Manier, gehe ich zur Prüfung. Klappt sowohl die Jagd mit dem Auge wie auch die Arbeit ohne Sicht am Hasen nicht, sollte man ein Zurücktreten von der Prüfung in Erwägung ziehen. Die zu erwartenden schlechten Noten entsprechen nicht dem der Anlage bedingtem Leistungsvermögen der Nase dieses Hundes. Bei unserem gegenwärtigen „Dogbase – System“ fällt solch ein falsches Bild auch auf die direkt verwandten Hunde zurück.

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass ein junger Hund sich durch die Prüfungsatmosphäre auch gepusht  fühlen und aus dieser Stimmung heraus an seine alten Leistungen anknüpfen kann. Besser wäre es vermutlich, in die Warteschleife zu gehen, um den Rüden dann im Herbst auf EP zu führen. Eine schwierige Entscheidung, die dem jungen Mann alleine überlassen bleiben muss. Einmal mehr wird angesichts einer solchen Situation unser Zuchtsystem in Frage gestellt.

 

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