Fall 2 Trauma

 

Vor kurzem erhielt ich einen Anruf, bei dem eine junge Frau mir folgendes darstellte: Ein ca. zweijähriger Rüde geriet während einer Jagd in die Hände von radikalen Jagdgegnern, die dem Hund massiv mit Schlägen und Tritten zusetzten. Vor diesem traumatischen Hintergrund entwickelte sich bei dem vorher sehr umgänglichen, kinderfreundlichen Rüden eine – schließlich – nicht tolerierbare Aggressivität, die darin gipfelte, dass Führer und Familienmitglieder gebissen wurden, bzw. er auch gegenüber den kleinen Kindern Drohverhalten zeigte.

 

Problemlösung

  1. Wachtelhunde zeigen in der Regel ein sehr freundliches Verhalten gegenüber Menschen. Auch gibt es unter unseren Hunden solche, die einschneidende bösartige Erlebnisse psychisch „verdauen“. Es könnte ein hohes Maß an Streicheleinheiten, tägliche Begleitung, jagdliche Erlebnisse, ausgedehntes Spielen mit anderen Hunden helfen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, unseren Gefährten wieder aufzurichten. Vielleicht hilft auch ein Aufsuchen des „Ort des Grauens“, um hier gezielt, spielerisch und  liebevoll, den Hund von seinen schlechten Erfahrungen „runter zu holen“.
  2. Ändert sich das Verhalten eines Hundes in kurzer Zeit von „gut auf böse“ kann dieses auch organische Hintergründe haben. Mögliche Erkrankungen sollten abgeklärt werden. Es könnten Veränderungen im Gehirn (Tumor) oder auch starke, vielleicht andauernde Schmerzen Grund für das aggressive Auftreten sein.
  3. Wenn ein krankhafter Hintergrund vom Tierarzt ausgeschlossen wurde, sollte man ggf. den Besuch eines Hundepsychologen oder – trainers ins Auge fassen. Vielleicht können auch – ggf. zeitweilig – Psychopharmaka helfen.
  4. Auch wenn der Ursprung (in diesem Fall der „Crash“ mit „bösen Menschen“) klar zu sein scheint, sollten Züchter und Zuchtwart über die Veränderung informiert werden. Diese können dann eruieren, ob es bereits ähnliche Fälle bei verwandten Hunden gegeben hat. Das kann man dann bei zukünftigen Zuchtplanungen berücksichtigen! Außerdem können ähnliche Fälle auch dahingehend analysiert werden, inwiefern eine Besserung eingetreten ist.
  5. Ein Hund, der sich so verhält, darf nicht mit Kindern in Kontakt kommen. Da dieses in einem Haushalt mit Kindern nicht zu verhindern ist, muss man sich sofort vom Hund trennen.
  6. Aggressive Hunde, die im momentanen Umfeld nicht toleriert werden können, passen vielleicht in ein anderes. So gibt es kinderlose Haushalte, in denen der Hund  zumindest unsere kleinen Erdenbürger nicht gefährden kann. Sollte sich ein Interessent finden, bedarf es allerdings großer Offenheit. Die vorhandenen Probleme dürfen nicht verharmlost werden.
  7. Die allerletzte Lösung – das Einschläfern des Hundes – kann manchmal unumgänglich sein. Das Tierschutzgesetz schreibt dafür einen Grund vor. Ob es „Grund genug“ dafür gibt, muss der Tierarzt mitentscheiden! Vorher sollten alle anderen Möglichkeiten ausgelotet sein!

 

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