August 2015

 

Hallo Herr Strohmeyer,


ich habe ... im Oktober zur GP gemeldet und sie zeigt mir mal wieder die lange Nase auf der Haarwildschleppe. An der Leine und im Nahbereich apportiert sie problemlos auch ohne Kommando und nimmt sofort auf. Sobald sie aber aus meinem direkten Einflussbereich raus ist lässt sie sich gerne Zeit. Sie läuft, wie auch schon im letzten Jahr, nur zögerlich los, schnüffelt hier und da und meidet es so lang es geht das Wild zu bringen. Erst wenn ich oder der Schleppenleger sie anbrülle bringt sie. Es ist auch schon passiert, dass sie das Stück auf dem Rückweg ablegt und ohne zurückkommt. Allerdings geht sie dann auch nicht stöbern, sondern kommt langsam zu mir zurück. Wie mache ich jetzt am besten weiter?
 

Viele Grüße
xxx

 

Hallo Frau xxx,  

 

ich habe eine riesige Geduld, so lange ich bemerke, dass der Hund etwas nicht kapiert hat, bzw. er es nicht besser kann! Ihre Hündin weiß, was sie machen soll. Damit ist zu vermuten, dass die Hündin ihre Führerin nicht ernst nimmt. 

Da die Dame mit Ihnen ein Spiel spielt, sucht sie sich damit auch aus, wie man mit ihr umgeht.

 

Ich empfehle folgende Vorgehensweise:

 

  1. Sie suchen sich einen ca. 2 km langen, möglichst geraden geteerten Wirtschaftsweg.
  2. Hund an einer ca. 15 m langen Leine ablegen. Sie sollte gut zu greifen, also dick genug sein. Sie liegt in gesamter Länge in Arbeitsrichtung.
  3. Vom Hund ausgehend ein Stück Schleppwild (Apportierbock) ca. 20 m wegbringen.
  4. Zurück zum Hund, diesen dann mit dem Apport-Kommando in Richtung Wild schicken.
  5. Sobald er die leichteste Tendenz zur Lässigkeit zeigt - also auch von der Ideallinie Richtung Wegeseite abweichen will - im Sprint hinterher, die Leine (Lederhandschuhe) fassen, energisch den Hund an sich heranziehen, also praktisch über Halsband und Leine in Richtung Wild „mit nehmen“, dabei wird der Hund lautstark zur Arbeit aufgefordert! Die „Sprintgeschwindigkeit“ wird bis zum Ziel aufrechterhalten. In der Regel wird der Hund erleichtert den Apport - Gegenstand aufnehmen, da er dieses Ritual beherrscht und damit das vorrausgehende, schreckhafte Erlebnis kompensieren kann.
  6. Entscheidend ist das Erschrecken des Hundes über die unerwartete Handlungsweise des Führers. Der plötzliche (schmerzlose) Leinenzug in Verbindung mit dem schlagartigen Herannahen führt zur verstärkten Konzentration mit der Erkenntnis, sich „richtig“ verhalten zu müssen.
  7. Nach dem Apport den Hund in die Ausgangsstellung zurück, gleiche Strecke noch einmal. Solange, bis der Hund sehr zügig zum Stück läuft.
  8. Anschließend die Strecke in gleicher Prozedur steigern. Jede neue Strecke konsequent beibehalten, bis der Hund jeweils sehr flott zum Stück findet.
  9. Das wird X-fach erholt. Je eindrucksvoller – konsequenter – die Maßnahme anfangs erfolgt, umso weniger muss sie stattfinden!
  10. Der Hund begreift bei richtiger Handhabung, dass  „der Teufel im Nacken sitzt“!
  11. Mit dieser verschärften Maßnahme solange nicht ins Gelände gehen bis es so auf ca. 1000 m zügig klappt.
  12. Eine solche Linienführung wird vom Hund verinnerlicht, und später auf die Schleppe übertragen.  

 

Den geschilderten Fall erlebe ich regelmäßig in meinen Kursen. Der erwachsene, im Apportieren ansonsten sichere Hund begreift durch dieses Verfahren nach ca. einem Tag, was er von mir zu erwarten hat und schnurrt nur so durch die „Botanik“. 

 

Viel Erfolg – und bitte berichten! K-H.S.

 

 

 

September 2015

Hallo Frau xxx, kommen Sie klar, hatte die „Therapie“ Erfolg? Gruß! K-H.S.

 

Hallo Herr Strohmeyer,
sorry für die verspätete Antwort, habe gerade erst Ihre Mail entdeckt. Die "Therapie" hat umgehend gewirkt, sie holt jetzt sogar ohne Probleme den Fuchs auf 300m...

Viele Grüße
xxx

 

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