Fall 4 Ausreißer

Guten Tag, Herr Strohmeyer,

 

toll, dass Sie sich der Sorgen und Probleme von Herrchen und Frauchen annehmen. Hier mein Problem: 

Ich habe zwei Wachtel. Einen Rüden (fast 13 Jahre alt) und eine Hündin (20 Monate).

Die Hündin büxt aus. Irgendwann war eine Katze in Nachbars Garten und sie musste hinterher. Da sie sehr zierlich und hochbeinig ist, war der Zaun kein Problem. Nun sind es Vögel, Eichhörnchen oder was auch immer. Sie stromert durch die Nachbargärten. Alle Versuche, sie am Zaun zurückzurufen scheiterten bisher. Sie springt aus dem Stand hinüber. Inzwischen gehe ich mit ihr nur mit der langen Leine in den Garten. Kommt sie in den Zwinger gibt es Geschrei. Sie gibt nur Ruhe wenn der Alte auch dabei ist. Den habe ich aber bei der Kälte nicht mehr so gerne so lange draußen.

 

Können Sie helfen?

 

Mit freundlichen Grüßen

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Problemlösung

 

Hunde, die sich selbstständig vom Grundstück entfernen machen das nicht, weil ihnen Herrchen oder Frauchen „schnuppe“ sind. Die Liebe kann noch so groß sein, „man“ möchte eben seinen Spaß haben! Bei Rüden kann das Ausbüxen zusätzlich durch den Fortpflanzungstrieb hervorgerufen sein. Eine läufige Hündin „duftet“ nachweislich über viele Nachbarschaftsgrenzen hinweg.

 

Was kann man tun?

 

Bei allen Abrichtevorgängen, die darauf abzielen, etwas zu verhindern, sollte man mit den Faktoren „Erschrecken“ und „Unheimlich“ arbeiten. Wenn der Hund, respektive der Wolf, auch kein Fluchttier wie das Pferd ist und als erwachsenes Tier in kaum ein Nahrungsspektrum passt, so muss sich der Wolf doch in der freien Natur gegenüber erheblichen Anfeindungen – z.B. durch Bär, Puma oder Vielfraß - behaupten. Auch eine durchbrechende Bisonherde lässt ihn mehr als aufhorchen. Diese anlagenbedingte Aufmerksamkeit sollten wir nutzen.

  1. Auf dem Abrichteplatz für Schutzhunde tritt in der Regel der „böse Mann“ überraschend aus der Deckung, um dann „handfest“ den Hund zu beeindrucken. Eine ähnliche Erscheinung könnte sich jenseits des Nachbarschaft- Zaunes aufbauen.  
  2. Auf dem Markt sind Funkzäune erhältlich: Ein Draht wird eingegraben, der Hund trägt ein Halsband. Sobald sich das Tier dem Draht nähert, gibt es – nach entsprechender Vorwarnung – einen elektrischen Impuls. Im Gegensatz zu Elektroreizgeräten (früher Teletac) ist diese Art der elektrischen Einflussnahme gestattet.
  3. Auch könnte man mit Halsbändern arbeiten, die so konzipiert sind, dass statt eines Stromstoßes ein Spritzer Wasser den Hund erschreckt. Allerdings muss man damit rechnen, dass der Hund sich sehr schnell anzupassen versteht: Mit Halsband ist man brav, ohne geht es sehr schnell wieder „auf Derby“.
  4. In einigen kritischen Bereichen steht bei uns ein Elektrozaun aus engmaschigem Weidezaun, der mit einem Weidezaungerät kurzfristig unter Strom gesetzt werden kann. Eine kurze, durchschlagende Begegnung mit diesem Zaun reicht, um den Hund viele Monate auf Distanz zu halten.
  5. Dem überbordenden Hund im Zwinger widme ich gerne einen oder mehrere Erdklumpen. Diese werden aus lehmhaltiger Erde zur Größe eines Tennisballes geformt, um ihn in frischer Form dann, wenn der Hund aufmuckt, mit Wucht gegen den Maschendraht des Zwingers zu schmettern. Der Klumpen zerlegt sich und kommt als schmerzfreie, aber durchschlagende „Streubombe“ im Innenteil an. Optimal, wenn dieses aus der Deckung mit einem harschen Kommando passiert, um den Faktor „Erschrecken“ mit „Unheimlich“ zu verbinden. Nach einigen Attacken reicht dann in der Regel das Kommando und schließlich verhält sich der Hund dauerhaft ruhig. Im Sommer kann ein Gartenschlauch mit in den Zwinger gerichteter Düse einen ähnlichen Effekt hervorrufen. Bei Ungehorsam wird aus dem Verborgenen kurzzeitig der Sprenger angestellt. In Wald und Feld können wir – besonders dem jungen Hund – einiges wohlwollend durchgehen lassen. Im Zwinger gilt absolut „tabulos“ – dann klappt es auch wieder mit den Nachbarn (und dem eigenen Mittagsschlaf)!
  6. Alle beschrieben Abrichteschritte sollten dann erstmalig durchgeführt werden, wenn der Hunde durch Jagd, Spielerei oder Spaziergänge den „großen Dampf“ verloren hat. Motto: „Ich war nett zu dir, jetzt benehme dich gefälligst“! Die Übungsabläufe sollten später gesteigert werden. Selbst wenn fremde Menschen oder andere Hunde sich dem Zwinger nähern, hat der eigene Hund das friedlich auszuhalten. Zusätzlich: Wenn ich mich dem Zwinger näher, dürfen sich die Hunde erst in Richtung Tür bewegen, wenn ich sie gerufen habe. Zwischendurch – ohne die beschriebenen Reize – dürfen sich die Hunde im Zwinger frei bewegen.

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