Sehr geehrter Herr Strohmeyer!

 

Ihre Rubrik gefällt mir sehr. Einige der behandelten Themen - und vor allem Ihre Beantwortung - betreffen auch mich (bzw. meine Hündin) und einiges haben wir schon erfolgreich ausprobiert. 

 

Zur Vorgeschichte: Die Hündin hat hervorragend zwei Anlagenprüfungen abgelegt und diesen Herbst waren wir bei der VGP. Der erste Tag war ideal und alle Fächer wurden bestens absolviert, doch der zweite Tag mit der Verwundfährte im Wald hat - wie befürchtet - katastrophal geendet. 

Das Problem war, dass der Hund schon immer wie wahnsinnig gezogen - um nicht zu sagen angerissen hat. Es ist nicht möglich ihn ohne Handschuhe auf der Nachsuche zu führen. Weiter lässt sie sich immer von jeder noch so kleinen Ablenkung von der Fährte ablenken. Es ist auch schwer den Hund zu korrigieren, weil es - zumindest für mich - nicht "lesbar" ist, ob sie auf der Fährte ist oder nicht. Jedenfalls war die Prüfung aufgrund dieser Leistung eher bescheiden. 

Ergänzend muss ich sagen, dass sie aufgrund der für die Prüfungen vorgeschriebenen Hasenspur schon sehr früh geschnallt wurde und offensichtlich die Stöberarbeit über alles liebt. Jedenfalls ist sie so nicht für eine Nachsuche zu gebrauchen. Einige kurze hat sie allerdings schon erfolgreich absolviert. Allerdings muss ich sagen, dass die Leistungen eher schlechter werden als besser!

Wie kann man den Hund ruhiger und vor allem zielsicherer auf der Fährte halten? Für jeden Tipp bin ich dankbar.  

Beste Grüsse und WdH

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Hallo Herr ..., danke für Ihre Nachricht!!

 

Folgendes könnte helfen:

 

Aus Ihren Zeilen entnehme ich, dass Ihre Hündin viele Prüfungsfächer mit Bravour gemeistert hat. So vermutlich auch die unterschiedlichen Schleppenarbeiten.

 

Insofern bietet sich an, die Fährtenarbeit mit der Schleppenarbeit zu kombinieren.

 

Vorgehensweisen: 

 

  1. Der Hund wird mit Schweißhalsung und langem Riemen an einen Baum gebunden. Als Führer legen Sie wenige Meter vor dem Hund Schleppenwild ab und ziehen es schließlich unter den Augen des Hundes ca. 30 m weit weg. Anschließend führen Sie den Hund auf dieser Schleppe an langer Leine, bitte „cm – weise“. Das heißt, grundsätzlich darf der Hund gar nicht los laufen, geschweige denn los stürmen, allenfalls lassen sie ihn „robben“.

 

Idealerweise legen Sie dem Hund ein Geschirr an. An diesem Geschirr ist ein händelbarer Holzklotz mit einer ca. 5 m langen Leine gebunden. Der Hund hat also die Aufgabe – ähnlich wie ein Schlittenhund – diesen Klotz zu ziehen. Geführt wird er dabei unbedingt an der Schweißleine. Er muss sich also auf zwei Aufgaben konzentrieren und wird dadurch lenkbarer. Für einen ehrenhaften Dompteur eines Zirkus ist es eine Kleinigkeit, z.B. einen Hund auf sich zu robben zu lassen. Das Geschirr sichert die Tierschutzkonformität ab.

 

Nach gelungenen Übungsabläufen werden die Entfernungen aus dem Sichtfeld des Hundes hinaus gesteigert. Klappt alles ohne Hektik (immer an der langen Leine), wird neben der Schleppfährte Schweiß getupft. Die Krönung dieser Arbeiten besteht darin, dass nur noch mit Schweiß gearbeitet wird.

 

  1. Schauen Sie sich auf meiner Homepage unter „Ausbildung“ die Rubrik „Waschbärenjagd“ an. Vielleicht gelingt es Ihnen, gemeinsam mit Ihrem Hund auf diese Art einen Waschbären zu erbeuten. Ziehen Sie in Ihrem Fall den Waschbären nicht (es fehlt Ihrer Hündin ja nicht am Vorwärtsdrang), sondern legen Sie das Tier anfangs an das Ende einer ca. 50 m langen (2 Std. alten) Schweißfährte.

 

Bewegen Sie sich rückwärtslaufend weg vom abgelegten Hund auf der Fährte in Richtung Wild und locken Sie den Hund, der sich immer wieder dann ablegen muss, wenn er zu schnell wird (Robben lassen).

 

Klug wäre es, vor der Fährtenarbeit den Hund an das Robben zu gewöhnen .

 

Eine leichte Übung (Seehunde schaffen es schließlich auch!): Futternapf mit attraktivem Futter in den Garten stellen. Zehn Meter vor dem Napf wird der Hund an langer Leine abgelegt. Eine zweite Person hält den Hund in gegenläufiger Richtung, während der Führer sich hinter den Napf kauert und ihn zu sich lockt. Der Hund wird nach dem Aufstehen von hinten gehalten und vom Führer zum Ablegen aufgefordert. Diese gegenläufigen Kommandos „Komm“ und „Ablegen“ verunsichern den Hund, was zwangsläufig zum „Ran- Kriechen-Wollen“ führt. Diese beginnende Bewegung wird belohnt, indem der Führer auf den Hund zuspringt und ihm ein Leckerli reicht. Dabei darf der Hund auf keinen Fall aufstehen dürfen! Schließlich landet der Hund kriechend am Napf, darf aufstehen und fressen. Hunde lieben schließlich solche „Spielchen“!

 

Zusammenfassung: Einem Hund den Kriechgang beizubringen, ist kein Problem. Passioniert auf Schleppe oder Fährte, wird er diese Arbeit schließlich auch gerne robbend erledigen. Damit bekommt er Ruhe und der Führer die erforderliche Einflussmöglichkeit. Jede Arbeit sollte sich für den Hund lohnen: Es muss zwingend immer am Ende der Fährte etwas Hoch – Attraktives (Schleppwild, Waschbär...) liegen. Für einige Hunde reicht übrigens der berühmte Tennisball! 

 

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