Sehr geehrter Herr Strohmeyer,

 

mein Name ist...! Ich bin Erstlingsführer eines 18monatigen Wachtelrüden.

Enno ist zusammen mit meinen 3 kleinen Kindern in unserem Haushalt aufgewachsen. Er ist total friedlich im Umgang mit allen Menschen. Nur im Umgang mit anderen Rüden ist er sehr dominant und wenn der andere Hund sich nicht unterwirft, kommt es zu Konflikten. Bisher konnte ich jeden Ärger im Keim ersticken und es kam bis jetzt zu keinen Verletzungen.

Besonders auffällig ist Enno, wenn er mit seinen Brüdern zusammen kommt. (Geschwistertreffen finden regelmäßig statt)!

Dann geht er sofort in den Kampfmodus über. Er nimmt alles in Besitz und versucht alle anderen durch das Auflegen seines Kopfes auf der Schulter des Anderen zu dominieren.

Jetzt habe ich einen weiteren Wachtelhundführer kennengelernt und die Chemie stimmt zwischen uns. Aber leider nicht zwischen unseren beiden Rüden. Der andere Rüde ist etwas über 1 Jahr alt und auch sehr dominant. Sobald wir sie zusammen gelassen haben, gab es Beissereien. Lediglich auf Pirschgängen wo beide Wind von Wild in der Nase hatten, gab es keinerlei Konflikte. (An der Leine).

Im Herbst sollen die beiden zusammen auf Drückjagden jagen.

 

Haben sie ein paar Tipps wie ich Enno  "toleranter" gegenüber anderen Rüden machen kann???

 

Hallo Herr ..., Sie kommen mit einem schwierigen Thema! Den „Bruderkrieg“ kenne ich. Mein neun Jahre alter Rüde ist extrem friedlich, es sei denn, einer seiner Brüder taucht – auch nach Jahren – wieder auf!

 

Bei Ihnen und dem „neuen“ Rüden dürfte das Problem sein, dass die beiden ähnlich alt und vermutlich ähnlich stark sind. Die Natur fordert in diesem Fall wohl ab, dass die Rangfolge ausgekämpft wird. Leider ist das mit einem hohen Risiko verbunden, kann aber bis an das Lebensende klärend wirken. Ich habe einen sehr jungen Rüden, der sich anfangs gut untergeordnet hat. Inzwischen ist er der Chef! Das wurde teilweise massiv „geregelt“ - Gott sei Dank – ohne große Verletzungen!

 

Ich empfehle, die Geschwister-Brüder zu meiden (gleiche Stärke!) und mit dem „Neuen“ ständig wiederkehrende Kontakte über lockere Spaziergänge, gemeinsames Jagen etc. einzurichten. Begleitend dazu rigoroses Eingreifen und Abstrafen durch die Führer mit der klaren Vorgabe, dass der Mensch das Alphatier ist. Es braucht Zeit, bis sich zwei Rüden so aneinander gewöhnen. Nicht selten wird aus einer Konkurrenz eine gute Freundschaft. Allerdings darf erstmal auf keinen Fall gemeinsam gefüttert werden. Auch kann das gemeinsame Auffinden erlegten Wildes („Beute machen“) zu Rückschlägen führen!

 

Sollte alles auf Dauer keinen Erfolg haben, könnten Sie sich hier einmal mit beiden Hunden sehen lassen!

 

Alles Gute und viele Grüße, K-H.S.

 

Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort.

Ich werde so gut es geht auf ihre Ratschläge eingehen. Aber gerade diese Brüdertreffen sind für mich als Erstlingsführer sehr bereichernd und schließlich haben sich aus diesen Treffen bereits mehr als nur Zweckgemeinschaften entwickelt.

Eine Frage habe ich aber trotzdem noch: Könnten Maulkörbe behilflich sein oder würden sie ernsthafte Konflikte nur aufschieben und nicht verhindern? Ich kann mir gut vorstellen das sich die aufgestauten Aggressionen(während des Maulkorbtragens) dann beim nächsten Aufeinandertreffen ohne Maulkorb umso stärker entladen könnten. Oder liege ich falsch?!?

 

Ich halte Maulkörbe für eine sehr gute Idee! Zwingend müsste nur sein, dass beide Hunde diesen Schutz tragen! Ich glaube nicht, dass es zu einem Aufstauen kommt. Wichtig wäre allerdings, ein dominantes Verhalten der Führer, um den Hunden deutlich zu machen, dass ihr Verhalten unerwünscht ist!

Trainieren Sie die Hunde: Beide an die Leine, Maulkörbe um, so ablegen lassen, dass sie Schnauze an Schnauze liegen. Sofort abstrafen, wenn geknurrt oder schärfer agiert wird. Da die Hunde sich gegenseitig sehr wehtun  wollen, muss und darf das Eingreifen auch sehr krass und unangenehm für die Hunde sein! Sobald die Oberherrschaft der Führer seitens der Hunde akzeptiert ist, Übergang zur lockeren, freudigen Bewegung verbunden mit spielerischen Anreizen. Bei erneuter Aggression wieder zurück in die Schnauze-an-Schnauze-Lagerung. Schließlich haben Sie aus diesem Training heraus Kommandos, Kontrolle und Einwirkungsmöglichkeiten. Sie brauchen aber Ausdauer und Geduld und einiges an Übungen!

Berichten Sie bitte mal, ob das so funktioniert! Viel Erfolg, K-H.S.