April 2021

 

Apport-Training:

Modifiziertes Verfahren zum Annehmen, Aufnehmen und Halten eines AB

Wir sehen „Dino von der alten Aller“, *25.12.2019, der mir von seinem Besitzer vertrauensvoll zur Ausbildung übergeben wurde. Ich arbeite mit ihm den 3. Tag. Er ist bemerkenswert umgänglich, die Pferdeleute würden wohl sagen, er wäre weich im Maul. Was wir hier sehen, bedarf eines Vortrainings im Annehmen und Tragen, was mit ihm in den vergangenen Tagen gut geklappt hat.

Auf den Hund wird vorweg beruhigend eingeredet. Er weiß bereits, was „Halt fest“ bedeutet und bekommt den Apportierbock (AB) in den Fang gelegt. Der Zeigefinger geht dafür vorsichtig auf Höhe der Prämolaren durch die vordere Lefze in den Fang (auch ein Training für die Formwertbeurteilung). Dieser öffnet sich so, dass sich die gesamte Hand in das Innere hinein bewegen kann. Dabei kommt es darauf an, dass die Lefze die hinteren Zähne abdeckt. Damit wird zum einen die eigene Hand geschützt und zum anderen lässt der Hund den Fang auf, damit die spitzen Reißzähne nicht in die Lefze drücken. Jetzt wird der Apportierbock (AB) mehrfach in den Fang rein- und rausgeführt. Laufend wird mit dem Hund freundlich kommuniziert, auch unter Verwendung des Kommandos „Halt fest“. Am AB wird immer wieder über die befestigte  Schnur „gerackelt“. Schließlich wird der AB vor dem Hund abgelegt, um den Hund behutsam mit dem über die Hand aufgedrückten Fang Richtung AB zu führen. Ziel ist, dass der Fang dann den Bock umschließt und der AB durch das Vortraining der letzten Tage gehalten und nach oben geführt werden kann. Oben wird am AB gerackelt, um das sichere Festhalten zu fördern. Ein so eingestellter Hund spuckt uns später nicht die Ente vor die Füße! Die Hand streicht zuletzt anerkennend über den Kopf des Hundes und  signalisiert damit den Abschluss der Übung. Zum Verständnis: Es sind hier Anfänge des Apportierens zu sehen.  

Dino zeigt keine abwehrende Körperspannung. Im dem Fall, dass diese sich aufbaut, muss das Runterdrücken des Kopfes vorweg ohne Fangöffnung geübt werden, auch gerne unter Verwendung von abgelegten Futterbrocken.

Es gibt viele Möglichkeiten, den Hund zum Apportieren abzurichten. Dieses geschilderte Verfahren soll unerfahrenen Führern eine Hilfestellung geben und bedeutet für den jungen Hund einen moderaten, schmerzlosen Zwang.  Bitte nicht resignieren: „Dino von der alten Aller“ ist gut händelbar, Kompliment an den Züchter! Andere können sehr viel widerspenstiger sein. Mut und viel Erfolg!

Tagebuch eines Tauge - Viels!!!

Apportierschulung mit Schröder .

Anfang Mai 2016

 

Schröder Aufnehmen

 

Zur Erinnerung:

 

Intensiv vortrainiert wurde das bedingungslose Halten in Sitzstellung, das verstärkte Halten in Sitzstellung mit Zug auf den Apportierbock (z.B. auch über die Rackelleine), das vorsichtige Laufen mit AB, das langsame und stürmische Laufen mit AB, Laufen mit langer Rackelleine („Gespannlaufen“), Laufen mit erschwertem AB (Kanister, Türriegel, Ketten – AB). Alles unter der Vorgabe, dass der jeweilige AB dem Hund in den Fang gegeben wird (Sitzstellung), das Ausgeben über die Sitzhaltung trainiert wird, nachdem einmal über den Kopf gestreichelt wird.

Ferner kann der Hund über viele hundert Meter „zurückgeschickt“ werden, macht eine perfekte Suche im 30 m Bereich und arbeitet viele hundert Meter die Führerfährte.

 

Wie man über diese Seite weiß: Seit Mitte März arbeiten wir an diesen "Themen".

 

Es fehlt das eigenständige Aufnehmen in der „Muss-Variante“. Was wir zwischendurch spielerisch erleben, kann im harten Einsatz einbrechen.

 

Vorgehensweise:

 

  • Ablegen in „Fahrtrichtung“ (wird später beim „20er Takt“ notwendig).
  • Der AB wird wenige Zentimeter vor dem Kopf des Hundes postiert. Der linke Fuß steht fest auf der der ersten Hälfte.
  • Die Führerleine läuft über den Kopf des Hundes und endet in der rechten Hand.
  • Die linke Hand führt den Fang des Rüden unter leichtem Zug an der Leine in Richtung AB-Mittelteil. Ein eckiger AB ist hier von großem Vorteil.
  • Unter dem Kommando „Halt fest“ wird der Hund so animiert, den Bock mit dem Fang zu umfassen.
  • Ist das geschafft, bedarf es überschwänglichen Lobes!
  •  

Sobald der Hund den AB in seinem Fang fühlt und das laute Lob hört fühlt er sich in den vortrainierten Fächern (Halten, Laufen mit Halten ...) – die er inzwischen lieben gelernt hat – angekommen.

In Kürze kann der 20er Takt folgen, mit dem das sichere Aufnehmen automatisiert wird!

 

 

Ende April 2016

 

Schröder – Rückwärtiges Schicken

 

Einige Tage mit dem Wunderkind an der Ostsee!

 

Rückwärtiges Schicken in Verbindung mit spielerischem Apport einer Krähe!

 

Ostsee: Wer das Verhältnis zu seinem Hund verbessern, vertiefen oder gar nur angenehm  aufrecht erhalten möchte, fährt mit ihm an die Ostsee. Einfach nur schön – wie die Bilder zeigen!

 

Wunderkind: Seine stets gute Laune, seine Arbeitsfreude, kombiniert mit seiner Belastbarkeit (es kann ruhig mal etwas schief gehen!) erlauben diese Bilder – und das nach erst sechs Wochen Ausbildung!

 

Rückwärtiges Schicken (hier klick...) : Inzwischen eines unserer Lieblingsfächer!

Der Rüde wird herangerufen und auf unsere gemeinsame „Hin-Fährte“ zurückgeschickt. Ein Vorgang, der intensiv – wie man sieht erfolgreich – trainiert wurde. Dass der Knabe so sicher aufnimmt, zuträgt und sauber ausgibt (= Apport) ist zwar auch geübt, aber mehr noch ein Geschenk. Seine fantastische Begabung erlaubt diesen Fortschritt. Nebenbei: Das sichere Aufnehmen wurde noch nicht erarbeitet und wird später erst an dieser Stelle dokumentiert.

 

Krähe: Richtiger Weise ist die Jagd auf Rabenkrähen intensiviert worden. Der Besatz von Rabenkrähen ist in vielen unseren Feldrevieren förmlich explodiert. Schwärme von vielen Hundert Vögeln sind im Winter keine Seltenheit. Im Frühjahr fallen diese schwarzen Gesellen über bodenbrütende Vögel und gerade geschlüpfte oder gesetzte Jungtiere her. Eine Bejagung über „freundliche Lockbilder“ kann sehr effektiv sein!  Die anfallenden Krähen kann man essen (Trichinenschau), was aber nicht jedermanns Sache ist. Also ab in die Truhe und als Schleppenwild suboptimal genutzt. Spruch alter Hunde-Fuzzis: „Wer die Krähe trägt, hat vor nichts mehr Angst“(... oder so ähnlich).

 

An dieser Stelle noch einen kleinen Rückblick auf meinen letzten Welpen-Spieltag vor 14 Tagen!

Ein junger, dynamischer Erstlingsführer berichtete voller Stolz, dass er

a. Mit seinem vier Monate alten Welpen bereits eine Kaninchen- Schleppe arbeiten konnte und

b. sich immer wieder versteckt, damit seine Hündin ihn suchen muss.

Kommentar zu a: Wozu einen Kaninchen, wenn ich mindestens (genau-?) so stinke!? Also weglassen: Alles über Führerfährte (hier klick ...)  und Rückwärtiges Schicken erarbeiten. Die menschliche Spur ist für die Hundenase mit einer sechsspurigen Autobahn zu vergleichen. Mit der Witterung vom Schleppwild durchtränkt, potenziert sich das Angebot – unnötiger Weise!

Später – bei sicherem Apport – ist das Schleppenwild eine gute, attraktive „Beigabe“, die den Hund zusätzlich motivieren kann! Kaninchen und Wildenten kann man  - auch aus menschlicher Sicht – essen. Also sollte man den Gebrauch von Schleppenwild auf das Notwendigste beschränken!

Zu b: „Verstecken“ kann einen jungen Hund stark verunsichern. Die Unruhe, dass Herrchen wieder mal verschwinden könnte, führt u.U. dazu, dass der Jungspund sich nicht mehr weit entfernen möchte und letztlich das freie Stöbern für sich nicht entdeckt.

 

Bei der Führerfährte und dem rückwärtigem Schicken ist die Position des Führers „todsicher“. Der Kleine kann sich immer wieder und immer weiter entfernen, nimmt die bekannte Fährtenwitterung als „Leitstrahl“ und kann so immer wieder in den sicheren Hafen zurückkommen. Ganz ähnlich wie auf der Drückjagd: Man schippert los und weiß, dass der sichere Hafen – der Drückjagdbock – unverrückbar erhalten bleibt (Ausnahme >>> siehe Drückjagdtraining ganz unten Februar 2016).

Schröder Wasser

 

Nach wenigen Wochen Ausbildung hat Schröder es verinnerlicht, den AB konsequent zu halten, auch dann, wenn es durchs Wasser geht und die lange Rackelleine das Vorgehen erschwert! Zur Erinnerung (siehe >>> Ausbildung >>> Schritte zum Apport!), das alles wird bewältigt, ohne das Stadium "Aufnehmen des AB vom Boden" zu beherrschen!

16.4.2016

 

Schröder Allgemein

 

Inzwischen hat der Knabe zusammen mit seinem Führer die JP verpudelt! Bestanden im 3. Preis. Zuchtausschluss!

Bereits am letzten der 3 Übungstage anlässlich der vorletzten von insgesamt sechs Übungspuren (auf die drei Tage verteilt), brach er vorzeitig die Arbeit ab. Auf der nächsten Spur ein ähnliches Verhalten. Diese Lustlosigkeit – offenbar ein Zeichen umfangreicher Intelligenz (er dürfte erkannt haben, keine Chance zu haben, an den Mümmelmann irgendwie heranzukommen) – zeigte er schließlich auch auf der Prüfung.

Achtung: Es gibt eine Vielzahl von Hunden, die von Spur zur Spur besser werden, also über eine Vielzahl von Übungen sich absolut verbessern lassen!

Resümee: Schröder, ein Deutscher Wachtelhund, der auf einigen wenigen Spuren seinem Umfeld zeigte, was er für ein Vermögen in Sachen und Nase auf der Hasenspur vorweisen kann. Nach der ersten, spätestens zweiten Spur hätte man es „gut sein lassen“ sollen, um diese Fähigkeiten in die Prüfung rein zu tragen. Dieses auch mal als Trost für die, denen es auf den Jugendprüfungen ähnlich ergeht.

Es bleibt weiterhin ein „Wahnsinns – Köter“. Es ist die Frage, ob ein Zuchtverein es sich leisten kann, auf so ein Wunderwerk an Energie, Durchhaltevermögen, Härte und Gesundheit verzichten zu können. Das sage ich nach 30 Jahren Zucht und dem 50 + X geführten Hund!

Es verlangt nach einer anderen Zeit und anderen Menschen, die erkennen, dass wir unsere Zucht endgültig nicht mehr von den Leistungen auf der Hasenspur abhängig machen! Ich halte es inzwischen für „Gottes – lästerlich“, auf kerngesunde, wesensstarke, gesunde Hunde aufgrund einer „Momentaufnahme – JP – Hasennote“ zu verzichten! Pfui Teufel!

 

Schröder Apport II

 

Schröders Ausbildung macht Fortschritte. Wir lassen uns bewusst Zeit, um jeden Schritt in meinem seit kurzem laufenden Führerkurs „vorleben“ zu können.

Auf dem Video ist zu erkennen, wie der Rüde es gelernt hat, das Apportierholz auch gegen den Zug des Seiles zu halten. Auch der nächste Schritt - Laufen im Apportiermodus gegen den leichten Zug – wird willig absolviert. An dieser Stelle noch einmal ein wichtiger Hinweis: In dieser frühen Phase der Apport-Ausbildung ist konsequent darauf zu achten, dass während des Haltens nicht „nachgekaut“ wird.

Etwas spielerisch ist die Prägung auf das Totverbellen zu verstehen. Der Hund wurde trainiert, Laut auf Kommando zu geben. Schließlich muss er so liegend das Kommando abwarten, „in Besitz“ nehmen zu dürfen. Hintergrund ist die Idee, dass der Hund nach dem Schnallen ein Stück Wild selbstständig findet und durch dieses Verhalten seinen Erfolg anzeigt. Die Befürchtungen, dass der Hund dieses erlernte Verhalten auch auf einer Drückjagd zeigt, teile ich dezent. Meine Vision ist aber: Über den Betrieb der Drückjagden wird sich diese Fähigkeit „verwässern“, um sich dann in den Sommermonaten wieder etablieren zu lassen.   

Unter Umständen ist das jetzige Training auch so ausrichtbar, dass er bei der „Auftragsvergabe“ verinnerlicht, am Stück Laut zu geben. Schließlich klappt das beim Bringsel-Verweisen auch! Wir werden berichten!

März 2016

Schröder Apport 1

 

In den nächsten Wochen werde ich an dieser Stelle meine Bemühungen dokumentieren, diesem "Walross" das Apportieren bei zu bringen. Wie beschrieben habe ich Schröder vor einigen Wochen als ungeschliffenen Edelstein übernommen. Nach der JP in wenigen Tagen beginnt die ernsthafte Ausbildung in Richtung breitgefächerter Brauchbarkeit mit dem Abschluss der Herbstprüfung. Fast alle mit diesem Hund gezeigten Schritte sind auch bei Welpen ab einem Alter von 12 Wochen (!) möglich!

 

Der Film zeigt Schröder auf einer Eichenbank in der Feldmark. Zu den Abläufen der Abrichtung:

 

1. Es wurde dem Hund beigebracht, von alleine auf die Bank zu springen. Er kommt der Aufforderung nach, obwohl die Prozeduren ihm lange Zeit gegen den Strich gegangen sind. Deutlich zeigt sich hier bereits sein Rückgrat! Ich empfehle diese Art der Abrichtung dringend, um genau jenes bei mir (eben mein Rückgrat) zu schonen, aber auch um das wichtige „Sitzmachen“ zu festigen. Augenhöhe mit meinem Kumpel kann zudem nicht schaden! Gesichtsausdruck und Rutenwedeln zeigen auch den Kritikern einer solchen Ausbildung: Der Hund scheint meinen Umgang mit ihm zu genießen!

 

2. Um das Gezeigte zu erreichen waren ca. 3 Wochen nötig. Fast jeden Tag wurde einige Minuten trainiert, der Widerstand dieser lebendigen 30 Kilogramm war außergewöhnlich hoch. Welpen ab 12 Wochen wiegen 7 – 10 kg und sind alleine dadurch besser zu Händeln. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr...!?“ Dieses bekannte Sprichwort ist begrenzt zutreffend, solange ich mit „Hänschen“ wie mit einem Welpen umgehe: Schonend, spielerisch – nur  wenige Augenblicke am Tag auf die Abrichtung beschränkt.

 

3. An dieser Stelle verweise ich auf meine ausführlichen Zeilen „Schritte zum Apport“ (klick) sowie die unterschiedlichen Filme zu diesem Themenbereich in der „Videothek“ (klick). Trotzdem auch hier noch einmal: „Ausgeben“ des Gegenstandes erst nach „Kopfstreicheln“ – als Belohnung, aber auch deswegen, damit der Hund die Annäherung der Hand nicht als Signal zum Ausspucken versteht!

 

 

Februar 2016

Drückjagdtraining im Februar!?

 

Ganz klares „Ja“! Wie kann das gehen?

 

Schröder, inzwischen 13 Monate alt, bekannt als Neuzugang in meinem Zwinger, hat eine erfolgreiche Drückjagdsaison hinter sich und damit seine Fähigkeiten bewiesen und gefestigt!!

Ich möchte gerne seine ausgeprägte Neigung zum Zurückfinden fördern, bzw. absichern.

Der Zeitpunkt ist günstig, kann man einerseits davon ausgehen, dass nur wenige Ansitzjäger in den Revieren unterwegs sind und sich andererseits die jagdliche Kinderstube mit der Niederkunft noch einiges an Zeit lässt. Aufgestöbertes Reh- und Schwarzwild dürfte zurzeit eine Störung durch den solojagenden Hund lediglich als lästiges Training ansehen!

Der Rüde wird von mir an einem markanten Punkt (Wegekreuzung) zum Stöbern geschnallt. Sobald über seinen Laut Wildkontakt erkennbar ist, entferne ich mich mit dem Auto vom Ausgangspunkt. Zuvor lege ich eine direkt von mir getragene Jacke auf der Erde ab, die ich mit reichlich schmackhaftem Trockenfutter versehe. Auch eine Schale mit Wasser kann nicht schaden! Zusammen mit meiner intensiven Witterung aus der getragenen Jacke biete ich dem Hund so ein attraktives Ziel, auch für den Fall, dass ich nicht vor Ort sein kann. Anschließend beobachte ich den Jagdverlauf des Hundes über ein Ortungsgerät und vermeide, dass sich unsere Wege kreuzen.

Wenn er schließlich den Ort der Trennung wieder ansteuert, warte ich fünf bis zehn Minuten und lasse ihm damit Zeit, das Futter aufzunehmen und bei der Jacke auszuharren. Sollte er Anstalten machen, sich von der Jacke zu entfernen, komme ich „zufällig“ um die Ecke.

Inzwischen hat diese Vorgehensweise zweimal geklappt. Der Rüde scheint zu begreifen, dass zum einen das Aufsuchen des Ausgangspunkts sich doppelt lohnen kann, zum anderen das Verbleiben an der Jacke in den sicheren Hafen führt.

Ein solches Training sollte an Tagen mit sehr schlechtem Wetter absolviert werden um so das Risiko von Kontakten zu Spaziergängern o.ä. zu minimieren.

Eine solch konstruierte Situation werden wir im Jagdalltag sehr schnell wieder erleben und dann davon profitieren können, dass unser Hund „am Gleis steht und wartet, bis der Zug einläuft“!

Ansonsten verweise ich auf die Rubrik „Gurkenzeit“ (klick...) im Abschnitt „Ausbildung“ dieser Homepage. Mit der dort beschriebenen Arbeit bietet sich eine gute Möglichkeit, die derzeit jagdlich - sparsame Zeit zu überbrücken um die Bindung von Führer zum Hund zu fördern!

 

 

Januar 2016

Schröder

 

Anfang November konnte ich den jungen Rüden „Schorsch vom Waldläufer“ erwerben. Er stammt aus der Verbindung Ida vom Waldläufer x Lasko vom Waldläufer. Die Besitzer, ein sehr sympathisches älteres Ehepaar, waren mit dieser „Zugmaschine, damals neun Monate alt, überfordert. Nach der Übergabe mit 8 Wochen nannten sie den kleinen Kerl „Kalli“. Kalli zeigte sich wechselnd von einer schmusigen und von einer rüpelhaften Seite. Mit zunehmendem Alter setzte er sich gegenüber den Besitzern mit seinem Dickkopf, gepaart mit zunehmender körperlicher Stärke, durch! Schließlich flogen auch die Fetzen: Im Haus standen Kleidungsstücke genauso wie Einrichtungsgegenstände im Fokus - alles wurde zerschrotet, bis die Geduld und die Kraft der Besitzer erschöpft waren. Auf der Straße ließ er dem Ehepaar kaum eine Chance: Er bestimmte das Ziel! Es folgte ein Hilferuf in Form eines Telefongesprächs, in dem ich mich sehr schnell bereit erklärte, den Rüden zurück zunehmen. 

 

Die Übergabe war seitens der Altbesitzer sehr schmerzhaft, da der Bursche trotz aller Unsitten natürlich auch liebenswerte Seiten hat. Mich plagte die Ungewissheit: Wie würde ich mit dem Rüden klar kommen, würde er mit gutem Fährtenlaut meinen Ansprüchen entsprechend stöbern und jagen?

Den Namen musste ich ändern, da meine Damen und der Seniorchef bereits auf „i“, bzw. „y“ enden (Bulli, Lucie, Charly). Zuviel "i´s", können zu Missverständnissen führen, wie wir ja auch aus dem menschlichen Zusammenleben wissen. Der Name „Schröder“ ist nicht von Pappe und zeugt ja zumindest von dauerhaftem, farbechten Haarwuchs.

 

Es stellte sich in den folgenden Wochen raus, dass dieser „Typ“ tatsächlich mit sehr viel Eigenwillen ausgestattet ist.

 

Von sich aus hatte er offensichtlich folgende Regeln aufgestellt:

 

Regel Nr. 1: Sprach man ihn an, fühlte er sich nicht angesprochen!

Regel Nr. 2: Stellte sich wider Erwarten auf das Ansprechen eine Reaktion ein, hielt diese nur ca. 30 sec. an, da er grundsätzlich die Regel Nr. 1 als Idealzustand bevorzugte!

Regel Nr.3: Untermauerte man die Ansprache mit entsprechend erzieherisch ausgerichteten Taten, war eine vorübergehende Bereitschaft zu erkennen, den Zustand der Regel 2 von 30 auf 60 sec. auszuweiten, um sich dann wieder in Regel Nr. 1 zu vertiefen.

 

Dummerweise kollidierte nun Schröders Regel Nr. 1 mit meiner Regel Nr. 1, die beinhaltet, sich schon im Ansatz möglichst wenig von seinen vierbeinigen Gefährten bieten zu lassen (als Vater von vier Töchtern ist mir das bei den Zweibeinern nicht gelungen!). Mit anderen Worten: Er ist genau der Typ, mit dem ich mich sehr gerne auseinandersetze.

 

Der Zeitpunkt der Übernahme war ideal: Zeitnah konnte ich den jungen Kracher mit auf Drückjagden nehmen, um ihn an mich zu gewöhnen, ihm Standruhe beizubringen und die Möglichkeit abzuwarten, ihn gezielt ans Schwarzwild zu lassen.

Besonders letzteres verlief sehr glücklich, sodass man im Rückblick behaupten kann, dass er vom ersten Mal an gelernt hat, ausdauernd scharf an Sauen zu jagen. Auf ca. 25 Drückjagden geschnallt, entwickelte er sich zum zuverlässig und eigenständig jagenden Stöberhund und das aktuell mit zwölf Monaten.

 

Seine Art, das Stöbern anzugehen, ist phänomenal. Nach ganz kurzer Runde entfernt er sich konsequent ca. 300 m ins Treiben, um so in der Regel direkt ans Wild bzw. unter Wind zu kommen. Sollte das nicht klappen, kehrt er sicher zurück, um das Gleiche in einer anderen Richtung zu versuchen. Am gesunden Wild bleibt er ca. 20 – 30 Minuten, bis zu zwei Kilometer, lässt dann ab und kommt direkt auf seiner Ausgangsfährte zurück. Natürlich nicht selten ohne entsprechenden Ablenkungen zu unterliegen. Eine neuerliche Jagd verhindert aber letztlich nicht, sicher zurückzufinden. Ausnahme: Das Gesamtunternehmen (Jagen und Zurückkommen) verträgt sich nicht mit dem offiziellen Ende des Treibens und der Rüde wird sinnvoller Weise von Mitjägern oder Treibern eingesammelt. Das lässt sich aber meistens vermeiden, wenn man einen so ausgiebig jagenden Hund von Anfang an schnallt, um ihn dann einige Zeit vor Ende des Treibens angeleint am Stand zu halten. Eine schmackhafte Ration Futter macht ein solches Standverhalten für den ausgepowerten Hund sehr attraktiv.

 

Auch wenn es vielleicht langweilig wird: Schwarzwildgatter sind für einen solchen Hund unnötig!

 

Fairer Weise muss ich berichten, dass ich zeitgleich bei der Verfassung dieser Zeilen zwei Anrufe von Wachtelhund - Besitzern bekam, deren Hunde mit ca. zwei Jahren noch nicht den Ansprüchen am Schwarzwild gerecht werden. Die Leistungen beider Hunde sind nicht ausdauernd genug (einer kommt tatsächlich auch aus meinem Zwinger!!!). Mein Rat war, Schwarzwildgatter aufzusuchen, um gemeinsam mit dem Gattermeister den Hund in die richtige Richtung zu geleiten. Auch konnte ich trösten: Meine erste (Zucht-) Hündin, Nadja vom Schwarzenbach, lernte erst mit fünf Jahren, die schwarzen Gesellen mit großer Leidenschaft zu jagen. Allerdings gab es damals noch nicht diese Massierungen bei dieser Wildart.

 

Krankes Wild wird von Schröder konsequent verfolgt, hart gestellt und ggf. auch niedergezogen. Mitte November konnte Dieter H. (der vielen von uns bekannte „Klosterförster“ und Wachtelmann) einen Frischling abfangen, der auch von Schröder mitgehalten wurde. Für einen zehn Monate alten Hund eine zündende Prägung!

 

Gegenüber anderen Hunden zeigt er direkt am Wild eine gewisse Unverträglichkeit, die in dem beschriebenen Fall von Dieters Hündin „fachgerecht (schmerzhaft) quittiert“ wurde.

 

An seinem Verständnis über die Inbesitznahme von Wild muss noch gearbeitet werden. Von mir lässt er sich schon ohne Probleme abrufen. Wünschenswert für alle Hundeführer wäre, dass unsere jeweiligen Mitjäger hier die notwendige verbale Strenge walten lassen, um so auch ein Anschneiden zu verhindern.

 

Jetzt zum Ende der Jagdsaison stehen die Vorbereitungen zur Jugendprüfung an. Schussfestigkeit hat er problemlos auf den Jagden bewiesen und das Wasser ist eine seiner großen Leidenschaften. Die von ihm mir gegenüber gezeigte Führigkeit entspricht den locker gefassten Anforderungen unserer Prüfungsordnung. Das Edelfach „Arbeiten auf der Hasenspur“ mit seinen facettenartigen, hochgesteckten Ansprüchen gilt es jetzt übungstechnisch abzudecken. Seine erste Spur arbeitete er bereits über 1,5 km, zwischendurch konnte er den Hasen sogar einmal stechen. Bei sachlichem Laut brachte er die Spur in rasender Geschwindigkeit voran, was eine gute Nase erkennen lässt. Ein so gut veranlagter Hund darf nicht mit „Hasenspuren zugeschüttet“ werden. Also werde ich seine Leidenschaft dosieren und prüfen, ob die gezeigte Arbeit neben der Erstmaligkeit Einmaligkeit aufweist. Sollte das nächste Ergebnis ähnlich sein, wird u.U. die dritte oder vierte Arbeit erst wieder auf der Jugendprüfung zu sehen sein.

 

Alles in allem hat Schröder das Zeug, in die großen Fußstapfen seiner großartigen Vorgänger – Tito vom Thännle, Ernst vom Waldläufer, Donn vom Waldläufer – zu treten. Ob er wohl wie der „Rote“ (Ernst v. W.) lernt, mir systematisch Wild zu zu jagen?