August  2013

Totverbellen


Einleitung


Eine Wahrnehmung von verendetem Wild durch den Hund stellt sich unterschiedlich dar und ist für den Führer durchaus nicht immer erkennbar. Die Spanne ist weit! So gebärdet sich der eine Hund am Stück, als würde ihm der Leibhaftige begegnen, einer anderer straft das „Opfer“ mit Nichtachtung, es sei denn, es zeigt sich noch ein Funken Leben. Mein derzeitiger „Kumpel“ Donn vom Waldläufer wartet geduldig im Heck meines Autos, darauf hoffend, dass der Alte mal wieder „gepudelt“ hat. Ohne „Recken und Strecken“ geht es dann zum Einsatzort. Bedingt durch meine eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten lasse ich ihn bei Kontrollen und klar zu erwartenden Todsuchen ohne Leine arbeiten. Schließlich am verendeten Stück angekommen, folgt ein müder Blick, ein belangloses Schnuppern mit dem Fazit: Uninteressantes Ende eines vielversprechenden Anfangs. Beute machen heißt für Donn nicht, dass man am toten Wild landet! Da muss schon ein wenig mehr passieren. Wehe, wehe wenn mir – was ja im Wald nicht gerade selten ist – die Sicht versperrt ist. Ich bin dann fast genauso schlau wie vorher! Da das Totverbellen oder das Bringsel –Verweisen dem Donn typbedingt nur sehr schwer beizubringen ist, muss Schimanski ran – und das mit Freude (wie man sieht!).

 

1. Schritt


Es bedarf vorausgehender Situationen um einen möglichst jungen Hund das Bellen abzuverlangen. Der eine regt sich hierüber auf, der andere darüber (Es ist eben wie bei uns Menschen!). Dieses Aufregen und darüber sprechen (Bellen) wird mit der Aufforderung „Gib Laut“ verbunden. Die Reizschwelle beim Lautgeben anlässlich einer „Erregens werten Situation“ ist bei den Hunden sehr unterschiedlich und hat mit dem Laut auf Fährte und Spur nichts gemeinsam.

Beispiele solcher Reizmomente:

Der eigene Schatten oder das eigene Spiegelbild, die ab gedeckelte Hundeschüssel, der vorgehaltene Tennisball, die neugierige Rinderherde hinter dem sicherem Weidezaun, das Untier unter der Wolldecke (s. Video), das erlegte Schalenwild etc. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Hund muss erkennen, dass es sich aus gegebenem Anlass um eine Aufforderung zum Laut geben handelt.

 

2. Schritt


Mit einiger Beharrlichkeit dürfte es gelingen, den Hund auch ohne entsprechende Anlässe zum Bellen zu bewegen. Das bloße Kommando zum Lautgeben sollte reichen, dem jungen Hund Laute zu entlocken. Mit dieser Neigung nähern wir uns jetzt gemeinsam dem erlegtem Wild, indem wir den Hund an einer langen Leine führen. Kommt der Hund in die direkte Nähe, wird er zurückgehalten und zum Lautgeben angestachelt.

Ereifert sich der Hund, bekommt er schließlich mehr Freiraum. Schlägt das Bellen in Fassversuche um, wird er mit einem langgezogenem „Nein“ zurückgezogen und wieder zum Laut geben aufgefordert. Nach einiger Übung erkennt der Hund schließlich, dass die Erregung mit dem zusammenhängenden Bellen erwünscht ist, nicht aber die direkte Kontaktaufnahme.

 

3. Schritt


Die jetzt anstehenden Übungen werden ins Revier verlagert. Das Schalenwild legen wir für den Hund nicht sichtbar aus. Der Vierbeiner wird zur Suche geschickt. Sobald er das Wild wahrnimmt, beeinflussen wir ihn über die entsprechenden Kommandos. In der Regel wird es sich so einspielen, dass der Hund in Verbindung mit dem Laut geben auch Fassversuche zeigt. Sollten diese überhandnehmen, muss man entsprechend eingreifen oder sogar auf die zuvor aufgezeigten Übungsabläufe zurückgreifen. Es ist normal, dass in diesem Fach immer wieder nachgebessert werden muss – vielleicht sogar über Jahre, da eine Vielzahl von unseren Hunden gerne alleine mit dem Wild ist, ohne es anderen „erzählen“ zu wollen.

 

4. Schritt


Wir legen in unübersichtlichem Gelände das Wild in U-Form aus: Über die Führerfährte, eine Futterschleppe, eine Kunstfährte oder durch Ziehen des Wildes wird dem Hund eine Spur geboten, die ihm suggeriert, sich weit vom Führer zu entfernen. Durch den Verlauf in U-Form bin ich schneller in der Nähe des Wildes als der Hund. Für den Hund nicht sichtbar (und „außer Wind“) beobachte ich, wie der Delinquent sich verhält. Im Falle eines Falles wird entsprechend eingegriffen – zum Verblüffen des Hundes, der uns ganz woanders wähnt und uns damit einmal mehr übernatürliche Kräfte zuspricht. Diese Erfahrung sorgt nachhaltig dafür, auch in vermeintlicher Ferne das zu tun, was Herrchen gerne sehen (in diesem Fall „hören“) möchte!

 

Die Befürchtung, dass ein im Totverbellen abgerichteter Hund krankes Wild nicht halten oder gar Würgen („Abtun“) würde und damit ja auch u.U. für einen kürzeres Leiden sorgt, ist spekulativ! Sofern es sich um einen normal - (-„gut“) veranlagten Hund handelt, werden seine natürlichen Reflexe garantieren, dass es zu den erforderlichen Abläufen kommt.